Kategorien
Expeditionsbericht

So hat sich der Grabner Riverstar auf dem Yukon bewährt

Mit einem Luftboot aus Kautschuk den Yukon hinunter zu paddeln, ist eher ungewöhnlich. Mit unserem Grabner Riverstar ist es unseres Wissens noch nie versucht worden. Umso spannender nach den ersten 1000 Kilometern auf dem Yukon deswegen eine Zwischenbilanz. Wie hat uns das Boot bisher über den Fluss gebracht, wo zeigen sich Probleme? Und um es vorwegzunehmen: Ein Problem hat just heute dazu geführt, dass wir eine Reparatur samt erzwungenem Pausentag machen müssen.

Unsere Erfahrungen mit dem Grabner Riverstar

PRO

  • Material: Die teilweise starke Strömung hat uns schon häufiger über Steine und Äste getrieben. Dennoch ist der Bootsrumpf bisher unversehrt geblieben, es gibt nur minimale Kratzer. Die Bootshaut macht generell einen robusten Eindruck.
  • Fahreigenschaft: Durch seine Länge und den kielähnlichen Aufbau des Rumpfes ist die Geradeauslaufeigenschaft des Grabner Riverstar sehr gut.
  • Seegängigkeit: Trotz sehr hoher bis grenzwertiger Beladung ist der Riverstar weiterhin sehr seegängig. Bei aufkommenden Wellen bis 70 Zentimetern sowie hinzukommendem Seitenwind und plötzlich auftretenden extremen Strudeln ist das Boot wenig windanfällig und extrem kippstabil.

CONTRA

  • Persenning: Sie macht grundsätzlich einen guten Eindruck, da man sie an seine Bedürfnisse anpassen kann. Allerdings ist die von Grabner gelieferte Persenning keinesfalls expeditionstauglich. Hier haben wir im Vorfeld zusätzliche Halterungen an jede mögliche Öse alle zehn Zentimeter anbringen lassen. Ein weiterer Nachteil hat sich für uns just heute gezeigt: An fünf Stellen hat sich der auf die Persenning aufgeklebte Spritzschutzring gelöst. Somit lief das Wasser beim heutigen Starkregen ungehindert ins Boot und in die Hose; die gute Laune von Jan-Philipp sank mit jedem einlaufendem Milliliter.
    Wir haben die Persenning deswegen hier in der Wildnis Alaskas bei Regen und Kies- und Sandboden vollständig demontiert und unsere größte Peli-Kiste zur Werkbank umfunktioniert. Anschließend haben wir versucht, mit dem Grabner-Werkstattkleber alles wieder fachgerecht zu verkleben. Highlight: Kontinuierlicher Anpressdruck mittels Treibholz und Steine.
  • Ruderanlage: Von der Größe her ist die Ruderanlage sehr gut proportioniert, um das Boot auch bei Wind- und Wellengang und starker Beladung sicher manövrieren zu können. Allerdings hat sich vor wenigen Tagen die Montagestange des Ruders bei Windstärke 6 Böen 8 gelöst, Wellenhöhe 60 Zentimeter. Nur dank maximalem Kraftaufwand haben wir das rettende Ufer trotz ausgefallener Ruderanlage und querkommenden Wellen erreicht. Nachdem wir die Montagestange wieder angebracht haben, konnte die Reise weitergehen.
  • Sitzkomfort: Der Steuermann hat keinen Grund zur Klage. Gerade für den Schlagmann allerdings mit 1,84 Meter sind die Platzverhältnisse im Beinbereich bei montierter Persenning äußerst überschaubar. Nach mehreren Stunden stellt sich ein extremer Knie- und Beinschmerz ein, der nur durch eine ausgefeilte Umlagerungschoreographie in Grenzen gehalten werden kann. Das Problem ist schlicht die zu geringe Beinfreiheit. Das ganze ist für Philipp als Schlagmann wenig vergnügungssteuerpflichtig, und Steuermann Jan-Philipp vermutet wegen der Lagerungsbewegungen jedes Mal einen unfreiwilligen Kontakt mit Treibholz.

Update, 14. Juli: Wir haben die Persenning in Fort Yukon ein zweites Mal kleben müssen. Außerdem ist der wasserdichte Reißverschluss der Hecktasche jetzt nach vielleicht 100 Verwendungen endgültig hinüber. Leider aus unserer Sicht Armutszeugnis für Grabner, wir werden die Firma anschreiben und ihr Statement hier dokumentieren.

Update, 27. August: Wir haben mittlerweile intensiven Austausch mit dem Firmeninhaber von Grabner gehabt. Insgesamt hat sich das Grabner-Boot auf dem Yukon auf den 3200 Kilometern bis zur Beringsee sehr bewährt, wir haben uns gut und sicher gefühlt und konnten uns auch den teilweise extremen Bedingungen aussetzen.

Als Kritikpunkte bleiben:

  • Dass sich die Süllrandverklebung nach wenigen Tagen und mehrfach bei Hitze gelöst hat, solche Bedingungen herrschen teilweise auch bei einer normalen Tour.
  • Dass die Bug- und Hecktaschen schon nach wenigen Tagen gehakt haben und nach Sandkontakt hinüber waren. Wer seine Tour in sandige Regionen wagen sollte, wäre mit Rolltaschen a la Ortlieb vermutlich besser bedient.
  • Dass die Haltegriffe an Bug und Heck sich irgendwann langsam ablösen, hier wäre eine stärkere Befestigung wie beim Adventure wünschenswert. Dass der Haltestift der Ruderanlage sich öfter mal löst und man ihn wieder festdrücken muss.

Fazit: Jeder, der mit dem Grabner Riverstar eine große Tour machen will, sollte sich mit der Firma Grabner in Verbindung setzen. Auch wir haben uns von der Firma Zölzer Spritzschutzdecken und Persenning expeditionstauglich anfertigen lassen. Wer bereit ist, diese Investition zu tätigen, hat am Ende ein sehr gutes und auch für extremere Bedingungen taugliches Boot.

Schreibe einen Kommentar