Es ist eine unwirkliche Stimmung, die wir in diesen Tagen erleben. Die Sicht morgens reicht weniger als 100 Meter, danach verschwinden Berge und Inseln hinter einer undurchdringlichen Wand aus Nebel. Dieser löst sich den ganzen Tag nicht auf, denn der vermeintliche Nebel ist in Wirklichkeit Rauch von Waldbränden, die derzeit weit entfernt lodern.
Und so paddeln wir seit zwei Tagen durch eine surreale Landschaft, die an das London Sherlock Holmes‘ erinnert. Mit dem Unterschied, dass wir keine Kriminellen suchen, sondern nur die nächste Insel zum Navigieren. Es ist wie ein ewiger, gelblicher Nebel, der die Sonne hinter sich versteckt und die Tagestemperatur um mehrere Grad Celsius senkt. Vorgestern waren die Rauchwolken sogar so stark, dass wir permanent einen leichten Geruch von verbranntem Holz in der Nase hatten. Da haben wir sogar schon Sorge um unsere Stromzufuhr, weil unser 42-Watt-Solarpanel die Arbeit zwischenzeitlich eingestellt hat.
Wie gehen wir damit um, dass wir nun in Alaska durch ein permanentes sommerliches Waldbrandgebiet paddeln? Gefahr für uns besteht jedenfalls nicht, da die zahlreichen Brände sehr weit entfernt sind. Wir informieren uns dennoch bei den Einheimischen bei jeder Gelegenheit, wie es flussabwärts aussieht. Bisherige Aussage: Die Waldbrände würden erst erloschen sein, wenn der erste Schnee gefallen ist. „Deal with it!“ Bis zum Winter wollen wir dann allerdings doch nicht paddeln, so fantastisch es hier gerade auch ist. Insofern werden wir wachsam bleiben und den ewigen Nebel als das nehmen, was er ist: unabänderlicher Teil der Realität hier oben in Alaska, nahe des Polarkreises.
Waldbrände entstehen hier meist durch Blitze, die bei Hitzegewittern auf die Erde niedergehen. Und während die Kanadier wegen Tourismus und Forstwirtschaft Löschtrupps einsetzen, werden die Flammen in Alaska offenbar weitgehend sich selbst überlassen. Es sei denn, einige der wenigen überhaupt vorhandenen Siedlungen ist betroffen. Immerhin sieht die Realität Alaskas aber so aus, dass die Rauchwolken auch wieder verschwinden. Als wir heute Morgen aufgewacht sind, blickten wir in erst wolkigen, später sogar sonnigen Himmel.
Ein Drittel unsere Reise durch Nordamerika, etwa 1000 Kilometer, liegt nun hinter uns. Wir erwarten nun einige nebelfreie sonnige Tage, peilen die Yukon Flats und Fort Yukon an. Und gehen unser Yukon-Abenteuer morgen frohgemut – und mit reparierter Persenning – weiter an.
English abstract: Since some days, the air is polluted by intense fog. When we rise in the morning, the fog is already there, and it wont’t disappear all day long. It’s really hard to navigate while the entire environment becomes indistinct. This surreal phenomenon results of wildfires and their smoke which heavily take place in Alaska at the moment. You can even smell sulfur and carbon dioxide from burning wood. Deal with it, this is what the locals say. But of course we inform ourselves and speak with locals what’s going on. And what makes us happy is the current view to the sky: The sun is back in Alaska.
Eine Antwort auf „Der ewige Nebel: Von Waldbränden in Alaska“
Hallo Jan-Philipp und Philipp,
herzliche Grüße aus dem subtropischen Heidelberg. Ein Tag ohne yukon 2015 – Neuigkeiten wäre ein unvollständiger – da würde uns ´was fehlen. Wir hoffen, dass die Waldbrände Eure tolle Reise nicht mehr beeinträchtigen und Ihr wieder freie Sicht auf die atemberaubende Natur haben werdet. Heute haben uns Bilder einer Schönheit namens Sophia begeistert, wodurch für uns die Nebelschwaden etwas ins Hintertreffen geraten sind! Weiterhin mindestens eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und viel Spaß und Glück bei Eurem Yukon-Abenteuer. Diese „Story“ begeistert viele – sie alle drücken Euch sämtliche Daumen! Klappt das mit der Kalorien-Zufuhr, oder besteht Gefahr, dass Ihr Euch am Ende der Reise neu einkleiden müsst, weil die Hosen rutschen?
Liebe Grüße, die Heidelberger Neckarschleimer