Alle Warnungen vor unfreundlichen Beamten und ewigen Wartezeiten haben sich nicht bestätigt: Heute war ich, Philipp, beim US-Konsulat in Frankfurt, um ein US-Visum zu beantragen. Denn wir Exoten wollen ja über den Yukon einreisen, was die Amerikaner erstmal ein wenig in rechtliche Verwirrung gestürzt hatte. Am Ende gilt unsere Fluss-Aktion jetzt als Landeinreise und damit brauchen wir, sapperlot, eigens ein Visum. Denn das vereinfachte visumfreie Waiver-Programm funktioniert nur, wenn man über einen Hafen oder Flughafen einreisen würde. Und an der Grenze zu Alaska wartet nunmal kein Beamter zur Passkontrolle auf uns, sondern nur ein einsames gelbes Telefon im Wald mit direktem Draht zur US-Einwanderungsbehörde.
Hier mal ein kleiner Erfahrungsbericht aus diesem pastellfarbenen, streng abgeschirmten Frankfurter Konsulatsgebäude.
So läuft es im US-Konsulat in Frankfurt ab
Tipps für das US-Konsulat in Frankfurt
Gießener Straße 30
60435 Frankfurt/Main (Google Maps, Street View)
ÖPNV: Vom Hauptbahnhof mit der U-Bahn U5 bis „Gießener Straße“. Dies ist die elfte Haltestelle nach etwa zwanzig Minuten Fahrzeit. Von dort aus am Blumenladen rechts und dann solange geradeaus, bis das Konsulat auf der linken Straßenseite auftaucht.
Parken: Begrenzte Möglichkeiten am Straßenrand von Gießener und Wetzlarer Straße. Teilweise muss man einen Parkschein ziehen.
Gepäck-Verwahrung: Der Kiosk am US-Konsulat (Google-Maps) an der Kreuzung von Marbach- und Gießener Straße nimmt Geräte und Taschen zur Verwahrung entgegen. Außerdem gibt es am Hauptbahnhof Schließfächer in unterschiedlichen Größen ab vier Euro.
Bringt Euch auch etwas zum Lesen mit. Die Warterei kann sich ziehen, und da ist man für etwas Ablenkung dankbar. Die eigenen Unterlagen zum zehnten Mal durchzulesen, langweilt auch schnell. Alternativ kann man mit vielen Besuchern in Kontakt kommen, darunter sind teilweise auch US-Amerikaner.
Vor der Beantragung des US-Visums haben wir jedenfalls gedacht, dass wir Deutschen die Meister der Bürokratie wären. Allerdings wird schon beim Ausfüllen eines vielseitigen elektronischen Formular namens DS-160 klar, dass dieser Titel spätestens seit 9/11 auch von den USA beansprucht wird. Aktueller Arbeitgeber, frühere Arbeitgeber, Hochschulen, Bruttoeinkommen, bereiste Länder, genaue Reiseroute und vieles mehr darf man da angeben. Haben wir nicht gerade erst Augenfarbe und Körpergewicht nennen müssen? Und dann gilt es noch zu bestätigen, dass man mit Terroristen nichts am Hut hat und auch vorerst nicht plant, sich paramilitärisch auszutoben. Okay, der Yukon-Trip wird vielleicht Züge davon tragen… Scherz!
Die Visa-Bewerbung im Konsulat besteht dann neben Sicherheitskontrollen aus zahllosen Schritten, bei denen man von einer Schlange zur nächsten und von einem Officer zum nächsten hüpft. Doch hauptsächlich harrt man am Ende in geradezu kontemplativer Stille in einem Atrium der Dinge, die da kommen. Wenn man in die leeren Augen der meist jungen Besucher schaut, rührt die größte Verzweiflung aber offenbar daher, dass Handys gar nicht erst mit ins Konsulat gebracht werden dürfen.
Ein Gefühl wie in einem Aquarium. Da wartet man dann also in diesem lichtdurchfluteten und mit US-Flaggen geschmückten Saal und sitzt auf Stühlen, die es maximal mit den Sitzmöglichkeiten eines Campingplatzes in, sagen wir, Klagenfurt aufnehmen können. Die umgebenden Wände sind bestückt mit eingelassenen Scheiben, hinter denen die Konsulatsangehörigen an einem Schalter sitzen. Es fühlt sich ein bisschen an wie in einem Aquarium – wobei man immerhin noch überlegen darf, wo nun drinnen und wo draussen ist. Die Beamten sind aber ausgesprochen freundlich, teilweise sogar fröhlich. Könnte es daran gelegen haben, dass ich als Postadresse des Aufenthalts in Alaska pauschal angegeben habe: „Straße: Yukon River, Stadt: Yukon River“?
Am Ende geht dann alles ganz schnell, und der sympathische Officer wünscht noch einen „Great trip on the Yukon, happy kayaking!“. Bilanz nach zwei Stunden Konsulatsaufenthalt, 128 Euro Gebühren und handgestoppten 26 Mal „Yes, Sir“: Visum, check! Vielleicht war es einfach ein gutes Omen, dass direkt über meinem Schalter eine Flagge Alaskas wehte.
FOTOS: SHUJENCHANG/PD, GOOGLE STREET VIEW
As our port-of-entry in the US will not be a harbor or an airport, we needed a visa for the USA. After we completed the comprehensive DS-160 form for a nonimmigrant visa, we went to the US consulate in German bankers capital Frankfurt today. Although we’ve been warned that the officers are not always that friendly, we had a very positive experience. Despite the fact that we waited two hours until our visa was finally approved, all officers were on their best behavior and even offered to speak German. So we are happy to celebrate a „Mission Accomplished“ concerning our US and Canada entry.