Wahrhaben können wir es noch nicht so richtig, aber es ist eindeutig: Heute haben wir die Hälfte unseres Weges auf dem Yukon hinter uns gebracht.
Mehr als 1500 Kilometer durch Kanada und Alaska, es war bis hierhin eine unvergleichliche Reise, ein Abenteuer. Nun feiern wir tatsächlich Halbzeit auf dem Fluss, und zwar mit Tonno-Gemüse-Tomaten-Pasta. Eigentlich hatten wir für diesen besonderen Moment eine Packung Dr. Oetker-Schokoladenpudding quer durch Nordamerika gepaddelt. Doch wir waren gerade einfach zu satt. Angestoßen mit frischem Yukon-Wasser haben wir natürlich trotzdem.
A propos Dinge, die sich anders als geplant entwickeln. Eigentlich wollten wir heute ein ordentliches Stück weiter sein, doch der extreme Wind hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit starken Wellen können wir und das Boot umgehen, aber das war uns zu brisant. Also lieber eine Pause machen und abends noch ein paar Stunden paddeln, falls es dann ruhiger ist. Warten auf Godot. Immerhin, wir haben seit einem Monat keine Dunkelheit mehr erlebt und sind zeitlich flexibel.
Und wir haben damit einen weiteren Faktor zu spüren bekommen, der die zurückgelegten Kilometer beeinflusst. Von außen seht ihr immer die reine Distanz, die reinen Kilometer auf dem Fluss. Doch starke Winde, brütende Hitze, hohe Wellen, Regen, schlechte Sicht durch Waldbrand-Smog, all das macht das Paddeln manchmal auch zu einer anstrengenden unplanbaren Angelegenheit. Keine Frage, wir haben uns das alles selbst ausgesucht, alles bestens. Aber glaubt bitte nicht, es sei immer alles so paradiesisch wie auf den meistens Fotos. Wir merken schon, dass wir uns da auf ein Abenteuer eingelassen haben. Auf ein fantastisches allerdings.
Aktuelle Herausforderung: die Yukon Flats. Ein fast unentwirrbares Dickicht aus Inseln, Kanälen und Nebenarmen, in die sich der Yukon derzeit aufspaltet. Ein Nebenarm ist übrigens oft doppelt so breit wie der Rhein. Der Yukon selbst ist teilweise bis zu 15 Kilometer breit. Und wohin man auch blickt, überall nur Wasser, Treibholz, Bäume. Und irgendwo, ja irgendwo, da geht jeweils der Hauptstrom des Yukon entlang. Karten helfen nur sehr bedingt, weil sich ständig neue Inseln bilden, sich irgendwo Treibholz ablagert oder Landmassen vom Fluss weggeschwemmt werden. Also immer mit Kompass dem Hauptstrom entlang, Windung um Windung, Seenplatte um Seenplatte. Freunde, ein Labyrinth ist Kindergarten dagegen. Der Yukon, er hat gerade erneut ein anderes Gesicht bekommen.
Knapp einem Monat ist es nun her, dass wir unser Boot im kanadischen Whitehorse zu Wasser gelassen haben. Doch wir haben nicht die Illusion, in einem weiteren Monat an der Beringsee anzukommen. Denn die verbleibenden Kilometer werden teilweise geprägt sein von noch mehr Gegenwind, Wellen, von noch schwierigen Bedingungen. Sie werden auch geprägt sein vom hier bereits früh heranziehenden Herbst, früher Dunkelheit sowie einem Klima, das immer mehr vom Meer dominiert wird und damit kühler und feuchter wird. Den nördlichsten Punkt des Yukon haben wir jedenfalls vorgestern passiert, nun geht es immer südwestlich der Beringsee entgegen.
Wir haben es schon sehr weit geschafft auf dem Yukon. Und wir haben den unbedingten Willen, weiter durch Alaska zu paddeln und schließlich an der Beringsee anzukommen. Unser Yukon-Abenteuer, es geht nun in die zweite Hälfte.
Live-Karte von unserer Yukon-Tour: Inreach-Karte (Passwort: y15)
English abstract: What a great day, we passed the 1500 kilometers line. Half of our Yukon expedition is over. But there are still a lot of miles to go. Today, we even had to stop due to extreme winds. And the conditions won’t get better. We expect even more head wind, rain, coldness, bush fire smog, the upcoming dizzy autumn and the reintroduced nights. Apart from this, the current Yukon Flats with its confusing combination of islands, channels and a broad river makes the navigation sometimes difficult. As you see, Yukon paddling is not always about fun. But nevertheless, we are happy that our expedition has been that successful up to now. And we are more than motivated to bring this to a wonderful end.
Eine Antwort auf „Wir feiern Bergfest am Yukon“
[…] Worte hallen nach. Doch als wir Circle Richtung Yukon Flats verlassen und unsere Paddel ins Wasser stechen, sagen wir uns: Jetzt wollen wir es schaffen. Jetzt […]