Kategorien
Expeditionsbericht

Gefangen im Wüstensturm Alaskas

Sand, nichts als Sand. Wind, nichts als Wind. Regen, nichts als Regen. Seit Samstagnacht lagern wir nun auf dieser nur wenig bewachsenen Insel irgendwo vor Stevens Village. Doch von Freiwilligkeit kann nicht mehr die Rede sein: Vielmehr haben Yukon und Wetter offenbar beschlossen, uns erneut einen Fingerzeig zu geben. Und sie wispern, eher brüllen sie gerade: Rechnet immer mit uns, das hier ist keine Kreuzfahrt auf der Aida. Als ob wir das nicht schon wüssten.

Den Sonntag haben wir damit verbracht, nach einer langen Nachfahrt auszuschlafen. Dann schnell ein Regenloch nutzen, um Frühstücksmüsli und Mittagessen fast zeitgleich zu vertilgen, außerdem um
reichlich Wasser abzukochen. Und dann liegen wir nach ein paar Stunden wieder im Zelt, reden, dösen, schreiben, diskutieren Wetterdaten, regen- und windumtost. Keine Chance zum Paddeln, zu sinnlos und zu gefährlich. Immerhin kommt nun der weitgereiste Dr. Oetker-Schokoladenpudding zum Einsatz. Schmackhafter Motivationsspender für die Wartezeit.

Heute früh kommt dann der Sturm, Windstärke 8 bis 11, der unzählige kleine Sandkörner durch die Luft wirbelt, so dass wir uns eher auf einem Wüsten- denn Alaska-Trip wähnen. Der Sand macht sich überall breit, in jeder Ritze, sogar unser hervorragendes bis zum Boden reichendes Hilleberg-Zelt müssen wir mit Kies vor dem hereinwirbelnden Sand schützen. Von außen ist das Zelt inzwischen nicht mehr grün, sondern sandfarben. Und an Paddeln ist einstweilen nicht zu denken. Wir würden dem Wind auf dem Wasser noch deutlich mehr Angriffsfläche bieten als an Land.

Derzeit fühlen wir uns wie die Bergsteiger in den Basislagern des Mount Everest: Warten auf den einen Moment, wenn das Wetter mitspielt und es endlich weitergeht. Die Sonne scheint jedenfalls schon mal. Vielleicht heute Nachmittag oder Abend starten? Wir wissen ja kaum noch, wie das geht, dieses Paddeln. Heute Nacht soll sich da der Wind erstmals abschwächen. Dann wollen wir es bis zur Dalton Highway Bridge schaffen. Dort soll es heiße Duschen für 10 Dollar geben. Und wisst ihr was? Wir werden es mit Freuden zahlen.

Live-Karte von unserer Yukon-Tour: Inreach-Karte (Passwort: y15)

English abstract: What every Yukon book and every experienced Yukon paddler will tell you, it is now part of our reality: Weather conditions can be so bad you don’t want to paddle at all. Violent storms are frequent, and yesterday we couldn’t move our boat a single inch on the river. At the moment, we are kind of trapped on an island where sand whirls around everywhere. But we are glad our time planning has buffers for these events, so we have and can deal with it. This night, we start the next approach in paddling again. And in the meantime, we had our chocolate pudding for special occasions we carried all the way from Whitehorse.

Schreibe einen Kommentar