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Expeditionsbericht

Durch die ewige Mittsommernacht

Es wird nicht dunkel in diesem Tagen am Yukon. Kaum ist die Sonne gegen zwölf Uhr hinter den Bergen Alaskas verschwunden, setzt die Dämmerung ein. Doch selbst um zwei Uhr, drei Uhr, vier Uhr ist es noch so hell, dass man im Freien ein Buch lesen könnte. Besondere Stunden sind das, die wir derzeit allerdings nicht zum Lesen, sondern zum Paddeln nutzen müssen.

Tagsüber pfeift der Wind teilweise so stark durch die Bergschluchten, dass ein Vorankommen oft gefährlich und noch viel anstrengender wäre, als es sowieso schon ist. Nachts hingegen gönnt uns die nachlassende Thermik einige etwa ruhigere Stunden.

Also starten wir unseren Paddeltag meist erst gegen sieben Uhr abends. Und dann geht es hinein in die Nacht, die uns oft mit klarem Himmel, später dann kühler und klarer Luft empfängt. Einzelne Möwen ziehen über unserem Kopf hinweg, im Wasser erkennt man ab und zu die Bahnen eines Fisches. Andere Menschen, Boote? Fast immer Fehlanzeige. Stattdessen Stille in den Weiten Nordamerikas. Und vor allem eine Paddelnacht mit einem Wind, gegen den es sich abarbeiten lässt. Die bis zu 60 Zentimeter hohen Wellen gegen den Strom, die wir teilweise tagsüber erlebt haben, sie haben sich nachts noch nicht blicken lassen. Die Yukon Flats haben wir nun hinter uns, nun ist der Fluss wieder ein Fluss, kein Meer aus Inseln. Breit und mächtig ist er aber weiterhin, und das wird auch so bleiben.

Doch so schön und friedlich das aktuelle nächtliche Paddeln auch sein kann: Wenn wir richtig Strecke machen wollen, wird es anstrengend, und es wird spät. Besser, es wird früh. Dann wird es kalt, die Mücken piesacken uns sogar während des Paddelns. Und irgendwann sehnt man dann den warmen Schlafsack herbei.

Gestern gab es nach 90 zurückgelegten Kilometern immerhin noch eine Runde selbstgebackenes Brot mit Lachs. Um fünf Uhr morgens lagen wir schließlich im Zelt. Und konnten mit der Gewissheit einschlafen, dass wir wieder einen guten Paddeltag erleben durften. Dumm nur, dass die Sonne spätestens um zehn Uhr morgens unser Zelt regelmäßig in einen Backofen verwandelt, sodass wir fluchtartig ins Freie müssen. Der eine früher (Jan-Philipp), der andere etwas später (Philipp). Mittsommernächte 2015 und ihre Begleiterscheinungen.

Live-Karte von unserer Yukon-Tour: Inreach-Karte (Passwort: y15)

English abstract: Since some days, we switched paddling to night schedule. At this time, the headwinds aren’t that strong and dangerous. And it even has some nice sides, like the midnight sun. So we sometimes paddle up to to 3 or 5 a.m. which can be just semi-nice as are the mosquitos. But at least we can always look forward to our self-made bread with salmon as our midnight dinner.

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