Sie sind unter Yukon-Befahrern sagenumwoben, heute haben wir sie gut hinter uns gebracht: die Stromschnellen Five Finger Rapids und Rink Rapids. Und nachdem wir im Vorfeld manch Legende und irritierende Geschichte gehört haben, war uns trotz aller guten Vorbereitung dann doch etwas bange zumute.
Als früher die Dampfschiffe auf ihrem Weg zwischen Whitehorse und Dawson City durch die Stromschnellen fahren mussten, kam es regelmäßig zu Schiffbruch und tödlichen Unfällen. Denn mitten im Fluss ruhen nebeneinander fünf Felsen, an denen sich der Yukon vorbeizwängen muss und entsprechend schnell wird. Heitere Aussichten, oder? Immerhin wurde aber mittlerweile ein Teil eines Felsens weggesprengt, um die Befahrbarkeit zu verbessern. Eine Sonntagsfahrt müssen die Rapids deswegen noch lange nicht werden. Deswegen auch die Vorsichtsmaßnahmen: Rettungsweste ist sowieso Pflicht, die Ausrüstung ist allesamt sicher vertäut, Paddelsicherung, Schwimmleine an Rettungsweste, Persenning zum Schutz vor eindringenden Wasser noch einmal festgezurrt. Und 33 weitere Dinge. Auch die Spiegelreflex muss unter Deck, deswegen gibt’s hier erstmal nur ein Bild aus der Ferne. Und dann, das Grollen. Schon aus der Ferne ist es zu hören. Wir biegen mit unserem Kajak um die Kurve, tasten uns voran. Langsam nimmt die Strömung zu, wir fahren immer näher an die majestätischen Felsen. Wir halten uns ganz rechts, alles andere wäre gefährlich. Von oben rechts ruft jemand von der Aussichtsplan etwas herunter. Wir können ihn nicht verstanden, nehmen es aber als Aufmunterung. Und dann schlägt der Yukon schon mächtige Wellen, Schaumkronen sind zu sehen, unser Boot mit dem Fracht-Aufbau schaukelt schon etwas. Aber harte Schläge, möglichst geschwind und kontrolliert durch die Wellen und Strudel. Und nach fünf Minuten ist alles vorbei, der Fluss beruhigt sich wieder. Und wir jubeln. Irgendwie hat es sogar Spaß gemacht.
Die Rink Rapids kommen dann einige Kilometer später. Aber auch wenn es linkerhand mächtig schäumt und braust, fahren wir am rechten Rand des Flusses mit Kraft, aber letztlich entspannt daran vorbei. Und die gute Nachricht: Herausforderungen warten sicher noch reichlich auf uns, Stromschnellen aber nicht mehr. Heute Abend gab’s auf die bestandene Feuertaufe erst mal ein echtes Luxusgut: eine Tüte Chips zum Nachtisch, eigens über den Yukon gepaddelt. Und wir, wir stehen inzwischen bei 370 Flusskilometern. Die Rapids waren eine Episode, die wir mit Euch geteilt haben. Es gibt so viel mehr und einzigartiges, was wir hier jeden Tag erleben. Davon werden wir erzählen, von Zeit zu Zeit, von unserer Yukon-Tour im Zeichen der niemals untergehenden Sonne.