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Iridium Go-Testbericht: Den Satelliten ganz nah

Zu jeder Tages- und Nachtzeit fliegen sie über unseren Kopf hinweg. Satelliten umkreisen unermüdlich die Erde, ohne dass wir etwas davon mitbekommen. Doch im Falle von Iridium schaffen sie etwas, was einzigartig ist: Sie erlauben es uns, von jedem Punkt des Globus‘ mit einem beliebigen anderen Punkt zu telefonieren. Seit wenigen Tagen nennen wir ein Wundergerät namens Iridium Go unser eigen. Satelliten-Telefone kennt man ja eher aus James-Bond-Filmen, die Funktionen sind aber auch für uns ein echter Gewinn. Was wir am Yukon mit dem Iridium Go vorhaben und wie es sich in unserem Praxistest im hessischen Mittelgebirge bewährt hat, lest Ihr hier.

Unser Testbericht zum Iridium Go

Fakten | Start | Kopplung | Telefonieren | SMS | E-Mails | Internet | Pro & Contra | Fazit

Unser Gerät ist eine Art Router, der das Smartphone in ein vollwertiges Satellitentelefon verwandelt. Da der Großteil der Erdoberfläche nicht von den Telekoms dieser Welt versorgt wird, ist die Verbindung via Satellit nicht nur in Kanada und Alaska oft die einzige Kommunikationsmöglichkeit. Im Gegensatz zu anderen Anbietern wie Inmarsat oder Globalstar deckt Iridium den Globus vollständig ab. Hersteller Iridium ist von dem „Go“ offenbar so überzeugt, dass es hinter den Namen ein Ausrufezeichen setzt. Das können wir auch, hier im Yukon-2015-Blog! Also zunächst zu den Fakten.



FAKTEN AUF EINEN BLICK: Was das Iridium Go leistet

  • Netzverfügbarkeit überall auf dem Globus (Karte)
  • Das „Go“ verbindet sich mit Smartphones
  • Telefonieren mit allen Netzen
  • SMS-Versenden mit bis zu 1000 Zeichen
  • Absetzen eines SOS- und GPS-Signals
  • E-Mails empfangen und versenden

Start: Einfach loslegen wie von Handys gewohnt ist mit dem Iridium Go nicht möglich. Man sollte sich immer an einem Standort befinden, der einen möglichst freien Blick zum Himmel ermöglicht. Häuser- oder Bergschluchten sind zusätzlich hinderlich, wie wir selbst beim ersten Versuch in der Stadt gemerkt haben. Bäume sind aber nur bei dichtem Blattwerk problematisch. Stimmen die Bedingungen, klappt man die Antenne hoch, worauf sich das 300 Gramm schwere Gerät initialisiert. Anschließend sucht es nach Satelliten und meldet sich dort an. Meist nach ein bis zwei Minuten ist es dann soweit: das Signal-Lämpchen des Iridium Go leuchtet den Besitzer freudig grün leuchtend an.

Kopplung: Anders als bei einem reinrassigen Satelliten-Telefon ist das Iridium Go ohne gekoppeltes Smartphone weitgehend wertlos. Lediglich das Absenden eines SOS-Signals und der eigenen GPS-Position ist auf diese Weise möglich. Dafür ist es erheblich günstiger in punkto Anschaffung und Tarife und erlaubt die komfortable Bedienung über das eigene Smartphone. Bis zu fünf Geräte können sich an dem drahtlosen Iridium-Go-Funknetzwerk anmelden. Unser WLAN-Name lautet jetzt Iridium-Yukon. Falls genau der also mal bei Euch im Handy auftaucht, Finger weg… 😉

Telefonieren: Für uns ist das die wichtigste Funktion. Denn der der SMS-Versand ist auch über den im Blog schon einmal vorgestellten Inreach Explorer möglich. Jedes Gerät erhält eine eigene Nummer mit der Vorwahl +8816/+8817. Zum Telefonieren gibt es eine Iridium-App, die alle wichtigen Funktionen anbietet und etwa Zugriff auf das Smartphone-Adressbuch hat. Also einfach mal eine Nummer auswählen, auf Anrufen drücken. Zuerst verkündet eine weibliche Automatenstimme, wie viele Einheiten man noch auf seiner Iridium-SIM-Karte hat. Und dann sind wir überrascht: Natürlich hört man seinen Gesprächspartner nicht in völlig klarer Stimme, auch sollte man immer abwechselnd sprechen. Aber die Erwartung, eine Qualität zwischen Krächzen und Rauschen zu bekommen, erfüllt sich nicht. Und aufregend ist es auch ein bisschen, selbst bei unserem Telefonat zwischen dem hessischen Mittelgebirge und Heidelberg.

SMS-Versand: Über die angesprochene Iridium-App für Apple und Android lassen sich Nachrichten mit bis zu 1000 Zeichen versenden, die dank Smartphone zügig getippt sind. Bei unseren ersten Tests landet die SMS binnen Sekunden beim Empfänger. Das Empfangen von SMS über das Iridium Go hingegen hat beim ersten Mal noch nicht geklappt. Das schauen wir uns noch einmal an. Allerdings wollen wir da aus Kostengründen sowieso primär den Inreach Explorer verwenden, selbst wenn hier nur 160 Zeichen pro Nachricht möglich sind.

E-Mails: Dafür bietet Iridium mit AxcessPoint eine eigene App, deren Schreibweise leider so dubios ist wie ihr Design. Grundsätzlich erhält man nach Registrierung eine E-Mail-Adresse benutzer@myiridium.com. Über die App lassen sich dann eingeloggt E-Mails sowohl empfangen als auch versenden. Bisher werden wir allerdings immer von einer „Socket Error“-Fehlermeldung gepeinigt. Offenbar müssen wir hier der Konfiguration noch etwas Feinschliff verpassen. Dokumentation und App überzeugen so oder so nur teilweise. Wir werden hier ein Update nachreichen. Hauptsächlich geht es uns aber mit dem Iridium Go auch weniger um das E-Mailen, sondern um den Versand an eine spezielle WordPress-Adresse. So können wir direkt vom iPad aus einen Blogbeitrag in die weite Welt absetzen (ambitioniert, aber irgendwie großartig).

Internet: Dieses letzte Kapitel können wir abhandeln unter dem Motto technisches Wolkenkuckucksheim. Wir reden im besten Fall von epischen 2,4 Kilobit pro Sekunde. Schon eine ISDN-Verbindung ermöglichte in den 90er-Jahren mehr als 25 Mal so viel. Die geringe Geschwindigkeit ist ein Tribut an die globale Abdeckung via Satellit. Für Wetterinfos haben wir eine andere Lösung. Abends ein Youtube-Video anzusehen oder gar hochzuladen, ist mit dem Iridium Go sowieso unmöglich. Wollen wir aber auch nicht. Wir wollen ja Natur, nicht Technik erleben.

Hintergrund: Warum heisst Iridium eigentlich Iridium?

Der Name des weltumspannenden Kommunikationssystems Iridium basiert auf einer doppelten Metapher. Zum einen sollte das Iridium-Netz eigentlich aus 77 Satelliten bestehen – tatsächlich sind es derzeit etwas weniger -, was der Ordnungszahl des gleichnamigen chemischen Elements Iridium entspricht. Gleichzeitig ist die Anlehnung an ein Element ein Bezug darauf, dass sich beim Iridium 77 Elektronen um den Atomkern bewegen. Dies kann als Parallele zu den Satelliten gelten, die um die Erde kreisen. Das Logo der Firma Iridium mit der prägnanten Anordnung von gelben Punkten geht übrigens auf einen Teil des Sternbildes des Großen Bären zurück, der besonders stark leuchtet. Was auch wieder einen Bezug auf Nordamerika darstellt sowie auf Alaska, dessen Flagge ebenfalls vom Großen Bären sowie dem Nordpolarstern gebildet wird.
 
 


Pro & Contra für das Iridium Go

Pro:

Contra:

  • Hervorragende Verarbeitung
  • Robust abgedichtet und geschützt gegen Wasser, Dreck, Stürze
  • Telefonier- und SMS-Funktion überzeugt
  • Einziges wirklich globales Netz
  • Smartphone-Anbindung ist praktisch
  • Akku scheint lange zu halten
  • Hoher Gerätepreis (ca. 800$)
  • Hohe laufende Kosten (derzeit Prepaid ab 75ct pro Daten- und 1,40 Euro pro Telefon-Minute)
  • Apps für iOS sind eher veraltet
  • Langsame Übertragung mit 2,4Kbit/Sekunde
  • Mail-Konfiguration nicht intuitiv

Was bleibt als Fazit? Wir haben insgesamt einen guten Eindruck vom Iridium Go. Es handelt sich um ein spezielles Gerät, was aber in Fällen wie unserer Yukon-Tour zusätzliche Sicherheit und ein Stück weit Komfort schafft, weil wir beispielsweise Kontakt zu Buschpiloten aufnehmen können. Doch das wichtigste: Irgendwo am Fluss können wir unseren Angehörigen ein Lebenszeichen senden und außerdem Abstecher ins Bloggen mitten in der Wildnis wagen.

Abgesehen davon, dass das ganze schon reizvoll ist. Wer von uns hat schon mal per Satellit telefoniert? Man sieht diese Telefone in Actionfilmen, man sieht es beim Abenteurer MacGyver und in den DMAX-Serien, man sieht es bei James Bond. Aber sonst? Letzterer konnte in einem Film sogar nur mit seiner Uhr eine Satellitenverbindung zur MI6-Zentrale aufbauen. Soweit sind wir nicht, aber wir werden ja auch nicht von den Oberschurken dieser Welt gejagt. Wir machen es also mit dem Iridium Go zwei Nummern kleiner – und unsere Ausrüstung ist wieder ein bisschen vollständiger.

ALLE FOTOS: YUKON2015.DE. IRIDIUM-LOGO: IRIDIUM LLC

 
 
Weiterführende Links:

 

Our equipment is getting more complete every day. From now on, an Iridium Go device will be our loyal companion. The device enables a smartphone via Wifi for making satellite calls, also sending mails and text messages. Although the Iridium Go is nearly useless without a smartphone, it’s much cheaper in regard to device and connection costs than regular satellite phones. Thanks to the truly global Iridium network, it allows us to communicate with our beloved ones, rangers, bush pilots etc even in the middle of nowhere. Apart from that, we are able to send specials emails which are automatically converted into a blog post. Welcome to the new world – despite lousy 2.4 kbits/second connection speed. And we take it as a good sign that the Iridium logo which shows the Big Bear constellation also constitutes the Alaskan flag.


 
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Eine Bodensee-Umrundung mit unserem Grabner-Kajak

Ist so eine vieltägige Reise mit dem Kajak etwas für uns? Wir wollten im Herbst 2013 letzte Zweifel ausräumen und die Ausrüstung einem ersten Yukon-Test unterziehen. Deswegen haben wir mit unserem Grabner-Kajak den Bodensee umrundet. Und um es vorwegzunehmen: es war grandios. Wir wollen Euch zwischendurch diese Episode einiger traumhaft-sonniger Paddel-Tage nicht vorenthalten.

Reportage: Drei-Länder-Reise auf dem Bodensee

Sturm, Starkregen und Wellengang. Vor den möglichen Gefahren auf dem Bodensee haben uns viele gewarnt. Wir haben uns also gewappnet – Signalraketen, Warnblitzer und Rettungswesten sind am Mann. Und dann macht uns plötzlich etwas zu schaffen, was wir nicht erwartet hatten: Flaute, völlige Windstille.

Wir wollen mit unserem Grabner-Riverstar samt aufmontierter Trimaran-Beseglung den Bodensee umrunden, an drei Ländern und idyllischen Städten wie Bregenz, Lindau oder Konstanz vorbei. Mit Zelt und Ausrüstung in wasserdichten Packsäcken an Bord, und einer ordentlichen Portion Abenteuerlust.

Unser Startpunkt ist Friedrichshafen im Nordwesten, doch von Anfang an können wir wegen der Flaute nicht segeln. Also tauchen wir stattdessen unsere Paddel ein ums andere Mal in das kristallklare türkisfarbene Wasser. Während wir uns auf diese Weise eins ums andere Mal langsam in Richtung Tagesziel schieben und an Segelschiffen und Sportbooten vorbeifahren, nehmen die emporragenden majestätischen Alpen am Ostufer unseren Blick gefangen.

Als unsere Arme und Hände am späten Nachmittag schon etwas schmerzen, zeigen sich langsam die Umrisse Lindaus am Horizont. Die Luft flirrt noch vom heißen Spätsommertag, und wir laufen im Innenhafen ein. Links schaukeln die Jollen, rechts zeigt sich die pittoreske Altstadt. Alles ist gehüllt in warme Farben, die ein Postkartenfotograf kaum kitschiger hätte auftragen können. Wir gehen beim heimischen Kanuclub an Land, holen unser Boot aus dem Wasser und bauen unser Zelt auf. Es ist geschafft – und wir sind geschafft. Es gibt heiße Würstchen auf dem Campingkocher, die heute kaum besser schmecken könnten. 


Die Kanuvereine am Bodensee liegen sehr zentral und sind gastfreundlich. Hier gibt es immer eine warme Dusche und Menschen, die auch Nicht-Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite stehen. So lernen wir Urs aus dem schweizerischen Romanshorn kennen, der seine Kanuschüler beim Polo beobachtet und mit dem wir über den Bodensee philosophieren. Oder den Lebenskünstler Ralf, dessen Leben aus Luft und Liebe zu bestehen scheint.

Unsere Tage in diesem August folgen derweil einem Muster: Morgens Müsli und Dusche, das Gepäck sicher verstauen und dann wieder auf den Bodensee – immerhin der größte deutsche Binnensee. Tagsüber paddeln wir entspannt 20 bis 30 Kilometer und genießen das Wasser, während wir abends Land und Leute kennenlernen (oder früh schlafen gehen). So wie in Lindau, Bregenz, schließlich auch Konstanz im Westen, wo wir umhüllt von lauwarmer Seeluft die Altstadt besichtigen und dann an der Hafenpromenade sitzen, während um uns herum die Menschen mit Wein und Brot den Tag ausklingen lassen. 


Es gibt aber auch einige Herausforderungen: Etwa dann, wenn aus der Flaute ein böiger Wind wird, das Boot etwas Schräglage bekommt und wir, weit außen sitzend, über Stunden segelnd den Kurs halten. Oder dann, wenn wir bei Konstanz ein Stück in den schnellfließenden Rhein paddeln, während direkt hinter uns die großen Personenfähren ablegen. Bei schlechterer Sicht zu navigieren, an schwierigen Stellen anlegen und ablegen zu müssen oder mit dem Wellengang anderer Schiffe umzugehen gehört auch dazu. Die Sonne im Süden unterschätzen wir dafür nur ganz zu Anfang, als sich unsere Gesichtsfarbe der unseres signalroten Bootes bedenklich angenähert hat.

Und überhaupt, mit Seetauglichkeit, Abenteuerlust, etwas Geschick, beherzten Paddelschlägen und verlässlichen Wettervorhersagen lässt sich die Bodensee-Umrundung gut meistern. In der Erinnerung haben wir bis heute die einzigartigen Momente, die nach Fotoeinsatz des wasserdicht verpackten iPhones rufen. Wenn stolze Segelschiffe an uns vorüberziehen. Wenn wir am palmengesäumten Ufer der Blumeninsel Mainau vorbeipaddeln oder das historische Weltkulturerbe der Unteruhldinger Pfahlbauten von Wasser aus besichtigen, oder sich die Konstanzer Imperia-Statue bei der Einfahrt in den Hafen vor dem Sonnenuntergang abzeichnet. 


Nach vielen Kilometern und mancherlei kleineren Blessuren an Rücken, Händen und Armen nehmen wir nach einer Paddel-Woche und zwei Tagen Pause an Land schließlich wieder Kurs auf Friedrichshafen. Und während über uns ein Zeppelin seine Bahnen zieht, nähern wir uns dieser Stadt wieder auf magische Weise, wie es nur eine Reise auf dem Wasser erlaubt.

FOTOS: YUKON2015.DE (13), WIKIPEDIA COMMONS (1)

 

 

Weiterführende Links:

 

To explore priorities and our equipment, we made a great tour in autumn 2013 where we circumvented the Bodensee lake in southern Germany. The conditions were very welcoming and we had wonderful days on the water and in cities such as Lindau and Konstanz. Most important, our boat mastered all challenges. And we, we have been overwhelmed with emotion by such a great lake tour. Summary: Yukon, here we come…


 
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Die Touren der Anderen Expeditionsplanung Multimedia

Die boot 2015 in Düsseldorf: Eine kleine Messe-Nachlese

Was ist der Anlaufpunkt schlechthin für den Wassersport in Deutschland? Natürlich die „boot“ in Düsseldorf. Vergangenes Wochenende haben wir uns dort acht Stunden lang umgesehen. Angesichts der 17 Hallen und 1.741 Aussteller war es kein leichtes Unterfangen, dort für unsere Yukon-Tour an alle richtigen Ansprechpartner und Informationen zu kommen. Hier einige spannende Schnipsel als Messe-Nachlese, womit wir uns beschäftigt und wen wir getroffen haben.

Gelbe Schwimmleinen

Eine Schwimmleine ist eine Leine, die schwimmt. Soweit nicht überraschend. Wir sind aber überzeugt, dass wir mit jeweils 15 Metern längere Leinen als unsere bisherigen brauchen, um unser Boot bei schwierigeren Bedingungen festmachen zu können. Beispielsweise dann, wenn der nächste Baum oder Stein weit weg ist. Falls wir kentern sollten, können wir die Schwimmleinen außerdem besser greifen und das Boot ans Ufer ziehen.

Mit Holzboot über den Yukon

Im vergangenen Jahr haben wir sie kennengelernt, jetzt waren sie erneut da: Manfred Schröter und Joachim Kreuzer. Die beiden haben mit ihrem „New Historical Adventure“ ein Wahnsinns-Abenteuer hinter sich: Sie sind mit einem selbstkonstruierten Holzboot und in Pelzhändler-Kluft über den Yukon gefahren (wir haben im April schon einmal darüber geschrieben). Es war toll, die beiden wiederzutreffen. Und nebenbei haben wir uns über viele praktische Dinge ausgetauscht.

Außerdem haben wir die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen, das Aufnahmegerät zu zücken und mit den beiden ein Gespräch zu führen. Über ihre Erlebnisse, die Höhepunkte der Tour und vieles mehr. Hört mal rein – und entschuldigt die optimierbare Tonqualität, die Messehalle war voll und laut. 🙂

Survival-Kit

Dass wir unser Satellitengerät Inreach Explorer immer am Mann und in der Rettungsweste haben wollen, ist sowieso klar. Nun haben wir unseren Plan noch erweitert: In den großen Taschen unserer Palm Kaikoura-Westen sollte auch immer ein Kit zum Entzünden eines Lagerfeuers sein. Denn wenn wir wirklich einmal ausgekühlt sein sollten, ist schnelle Wärme wünschenswert und notwendig. Darüber hinaus wollen wir eine kleine wasserdichte Kiste mit dem Notwendigsten packen. So haben wir im Fall der Fälle zumindest den Reisepass mit dem hart erkämpften Visum, die Flugtickets und ähnliches bei uns.

Titan-Töpfe

Wegen der durchschnittlichen Beladungsmöglichkeit unseres Grabner Riverstar versuchen wir, an jeder Ecke an Gewicht zu sparen. Gusseiserne Töpfe schieden deswegen von vornhinein aus. Und da Aluminium alzheimerauslösend sein soll, wollten wir damit bei so vielen Kochvorgängen auch nicht in die Wertung gehen. Am Ende blieben Titan-Töpfe übrig, die wir schließlich nicht auf der Messe, sondern bei Amazon gekauft haben. Der 5,8-Liter-Topf von Evernew kostet schlanke 160 Euro plus 30 Euro Zollgebühren, hat uns aber überzeugt. Vom Lagerfeuer-Test haben wir direkt ein kurzes Video gemacht. PS: Der Topf muss immer von Flammen umgeben sein, sonst wartet man sich einen Wolf…

Action-Kameras

Dass wir unsere Yukon-Tour angemessen dokumentieren wollen, dürftet Ihr anhand der Existenz dieses Blogs bemerkt haben. Auf der boot waren nun mehrere Action-Cam-Hersteller vertreten, darunter GoPro und Rollei. Insgesamt waren wir von der Halle mit der „Water Pixel World“ aber enttäuscht, da sie auf wenige Stände beschränkt war. Inhaltlich überzeugt hat uns GoPro, die mit ihrer aktuellen Cam-Version Hero 4 vor Ort waren. Full HD, tolle Bilder, wasserdicht, Floater, verschiedene Befestigungssysteme und eine hervorragende Beratung. Am Ende wird es jetzt aber wohl doch eine andere Action-Cam werden, dazu bald mehr.

Ausrüstung für Regen

Natürlich haben wir auch beim Essener Bootsspezialisten Zölzer vorbeigeschaut. Immerhin sind deren Mannen in diesen Tagen dabei, uns Persenning und Spritzschutzdecken für unser Grabner-Boot hoffentlich liebevoll anzufertigen. Wir haben auch gleich noch Hallo gesagt zu Firmengründer Heinz Zölzer. Außerdem haben wir dort unter anderem Neopren-Handschuhe sowie quietschbunte Südwester für stark anhaltenden Regen gekauft. Erfreuliche Bilanz: die Ausrüstung komplettiert sich so langsam.

+++ Unser Messe-Fazit der boot 2015 +++

Zahlen des Tages:

11.234 gemachte Schritte auf dem Messegelände (laut iPhone-Messung). 10,36 Euro für Haribo-Frösche, süße Himbeeren und Schokoladenstückchen. 1 leckeren Kaffee am Stand von Manfred und Joachim.

Fehler des Tages:

Wie schon im Vorjahr kaum etwas zu essen und zu trinken eingepackt zu haben. Und dann vor lauter interessanten Gesprächen wieder völlig zu dehydrieren. Danke an die Raststätte bei Köln für die nächtliche Aufpäppelung…

Offene Frage des Tages:

Wieso bezahlt man satte 20 Euro Eintritt für eine Messe, bei der es vor allem um den Verkauf von Produkten geht?

Beantwortete offene Frage des Tages:

Weil man nirgendwo sonst auf so engem Raum eine so unfassbare Vielzahl an Informationen, Ausrüstungsteilen und Ansprechpartnern findet.

FOTOS: YUKON2015.DE (1), BOOT DÜSSELDORF (1)

 

 

Weiterführende Links:

 

Last week, we paid a visit to the world’s largest boat trade fair based in Duesseldorf. We had numerous aspects on our To-do lists such as fish hooks, neoprene gloves, swimming boat ropes, rain gear and action cams. The day at the „boot“ was a full success as there is probably no place one earth where you can find so many exhibitors and so many different water sports related topics. We bought some pieces of equipment and also stopped by on this day at some shops and spoke to people we already know. You can find the website of the boot trade fair here, if you like.


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Die Touren der Anderen

Interview: Eine Schweizer Familie auf den Spuren der Karibus

Sie planen eine Tour, die nicht alltäglich ist. Eine Schweizer Familie will in diesem Sommer vier Monate lang mit dem Kanu durch Kanada und Alaska paddeln. Sie ist auf den Spuren der Karibus, den nordamerikanischen Vertretern der Rentiere. Vielleicht ist es für Oliver und Andrea die Reise ihres Lebens, die sie mit ihrem dreijährigen Sohn Flurin antreten wollen. Ein äußerst spannendes Projekt, denken wir. Und um Euch daran teilhaben zu lassen, haben wir mit Oliver mal ein Interview geführt.

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Du willst Dich mit Frau und Kind auf eine Kanu-Tour zu den Karibus begeben. Was genau habt Ihr vor in diesem Sommer?

Oliver: Das Motto unsere Reise lautet „Umiartortok Tuktu“. In der Sprache der Inuit bedeutet das frei übersetzt „Im Kanu zu den Karibus“, und das trifft es sehr gut. Wir starten im Juni in Whitehorse auf dem Yukon und werden mehrere Flüsse in Kanada und Alaska befahren. Am Schluss wollen wir bis an die Mündung ins Beringmeer kommen, in westlicher Richtung durch die herbstliche Tundra inmitten der Wanderrouten der Karibus.

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Warum eigentlich ausgerechnet die Karibus? Auf der Welt lebt ja eine Vielzahl von anderen Tieren…

Oliver: Am Anfang stand die Lektüre eines Artikels in der Geo, über die letzte große Tierwanderung unserer Erde. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mit meiner Frau allerdings noch nicht intensiv über Alaska nachgedacht. Unsere Outdoor-Touren haben uns da meist auf langen Trekkings in die Berge in der Schweiz und rund um die Welt geführt. Doch mit der Geburt unseres Sohnes Flurin wurde die Karibu-Idee wieder aktuell.


 

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Kannst Du das näher erläutern? Wieso Kind gleich Karibu, Ihr hättet ja auch einige Zeit pausieren können.

Oliver: Wie bisher in die Berge steigen, wie wir es wollten, war mit einem Kleinkind jedenfalls schlicht und ergreifend nicht mehr möglich. Wir hatten zwar bis dato überhaupt keine Ahnung vom Wassersport und Booten. Aber ein Kanu erschien uns als wunderbare Lösung, mit einem Kind auf Reisen zu gehen. Denn eines wollten wir eben nicht: Ab jetzt alle unsere spannenden Reisen und Touren aufgeben. Und so haben wir die letzten drei Jahre für unsere Kanada-Alaska-Karibu-Tour gelernt, trainiert, getüftelt und gebastelt.

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Kommen wir konkret zum bevorstehenden Trip. Was sagt denn eigentlich Euer Sohn zu den Plänen?

Oliver: Wir sprechen viel mit ihm über die „große Reise“. Er freut sich riesig auf die Bären, sagt er. Er sitze dann auf Papas Schultern und sei dann sicher… Er freut sich auch, wie er sagt, „uf d’Indianer“. Mittlerweile weiß er allerdings auch, dass diese heute nicht mehr so leben wie in seinem Yakari-Comic-Buch über Indianer beschrieben. Mit dem Kanufahren und dem Tipi-Leben ist er aufgewachsen, selbstverständlich findet er das nun toll. Schon allein, weil Vater und Mutter dann immer ganz nahe sind.

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Im Sommer wird Euer Flurin 3 1/2 Jahre alt sein. Habt Ihr eigentlich keine Bedenken, ein kleines Kind auf eine große Tour mitzunehmen?

Oliver: Für Kinder ist eine solche Reise kein Problem. Sind sie warm, gefüttert und die Eltern immer in der Nähe, dann ist ihre Welt in Ordnung. Und wenn es dann noch Tiere hat, wird es doch besser als jedes Bilderbuch und Fernsehprogramm dieser Welt… Vor hundert Jahren waren solche Reisen in Alaska mit Kind und Kegel übrigens alltäglich. Wir gehen da mit Menschenverstand, Erfahrung und Respekt vor der Natur ran. Und mit dem Inreach Explorer haben wir – wie Ihr ja auch – sogar anders als früher eine Verbindung zur Außenwelt, etwa zu unserem Hausarzt.

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In gut vier Monaten soll es dann tatsächlich losgehen. Wie ist denn der Stand Eurer Vorbereitungen?

Oliver: Die wichtigsten Dinge sind geplant und nahezu abgeschlossen. Als Perfektionist ist man aber nie ganz fertig… Herausforderungen sehen wir aktuell eher im „Ausstieg“ aus dem Alltag und den notwendigen Lösungen im Job, mit dem Haus und ähnlichem.

 

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Zum Schluss vielleicht ein paar persönliche Worte: Worauf freut Ihr Euch am meisten auf der Karibu-Tour, was erhofft Ihr Euch?

Oliver: Wir freuen uns auf eine ganz intensive Zeit als Familie. Alleine auf uns gestellt zu sein in der Natur, diese Erfahrungen haben wir schon in der Vergangenheit immer wieder als großartig erlebt. Dass es nun gleich vier Monate sind, ist natürlich etwas besonders. Verglichen mit den Reisen der ersten Bewohner des Nordens ist unsere Tour mit den heutigen Möglichkeiten aber eigentlich doch wieder nichts Besonderes. Vielleicht können wir aber mit dem, was wir auf diese Weise mit ganz einfachen Mitteln erfahren, deren Leistungen ein wenig „nacherleben“.

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Und was wird wohl der berühmte magische Moment Eurer sommerlichen Tour durch Nordamerika?

Oliver: Da träumen wir davon, am Noatak River Gruppen von Karibus im Fluss schwimmen zu sehen. Dies vor einer herbstlich verfärbten Tundra, gefolgt von einer Nacht mit Polarlichtern. Und dann wird nicht nur der Fotograf schwelgen.
FOTOS: O. AMANN (4), US FWS PUBLIC DOMAIN (1)

 

ZUR PERSON: Oliver (44), Andrea (40) und Flurin (3) wohnen in Basel in der Schweiz. Seit jeher sind sie gerne in der Natur aktiv, so beispielsweise in der Wüste im südlichen Afrika, auf dem Eis in Patagonien oder in den Höhen der Anden. Bis heute steigen sie gerne auf Berge (Klettern, Hochtouren, Skitouren) und sind natürlich auf Flüssen unterwegs. Kontakt: oliver.amann -at- bluemail -punkt- ch


 

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Wetter-Vorhersagen irgendwo im Nirgendwo

Wie wird das Wetter in den nächsten Tagen? Das zu wissen, ist hierzulande oft sehr hilfreich. Doch wenn man auf einer Kanutour rund um die Uhr allen Launen und Unbilden der Natur ausgesetzt ist, sind diese Wetterinformationen noch sehr viel kostbarer und gleichzeitig nur schwer zu erhalten. Hier deswegen ein Werkstattbericht unserer Vorbereitungen. Denn wie Ihr uns kennt, haben wir schon eine Lösung ausbaldowert.

Irgendwo im Busch. Wir haben in den letzten Tagen einen Dienst namens Ocens SpotCast Weather getestet, der Wettervorhersagen auf unser Inreach-Satellitengerät schicken kann. Denn Fernsehen? Wetter-App? Telefonieren? Zeitung? Alles Quellen, die nicht verfügbar oder horrend teuer wären. Dankenswerterweise gibt es SpotCast, das mit ausführlichen Drei-Tages-Vorhersagen aufwartet. Und das überall auf der Welt, unabhängig vom Handynetz, jederzeit, und immer für den derzeitigen Standort.

Zunächst sehr verwirrend. Einmal abonniert, bekommt man auf seinen Inreach Explorer oder ein anderes Satelliten-Gerät eine Nachricht, die ausführliche Wetterdaten der kommenden ein, zwei oder drei Tage enthält. Bedingt durch die stark begrenzten Satellitenkapazitäten sieht diese Satelliten-SMS allerdings erstmal so aus, als bräuchte man eine Enigma zum Entschlüssen. Hier mal ein Beispieleintrag, wobei die Wetterdaten von Ocens jeweils im Sechs-Stunden-Abstand aufgelistet werden.


Wettervorhersage mit Ocens SpotCast Weather

CODIERUNGSMUSTER

011107:T00 p0.00 c48 sp1012 Ws11 Wd247 (Beispielgrafik)

Vorhersage-Datum:

0111 steht für den 11. Januar

Vorhersage-Uhrzeit:

07 steht für 7 Uhr morgens

Temperatur:

T00 steht für 0 Grad Celsius

Niederschlag:

p0.00 steht für keinerlei Niederschlag

Bewölkung:

c48 steht für einen Bewölkungsgrad von 48 Prozent

Luftdruck:

sp1012 steht für 1012 Hectopascal Luftdruck

Windgeschwindigkeit:

Ws11 steht für 11 Knoten (Umrechnung hier)

Windrichtung:

Wd247 steht für 247 Grad. Dabei muss man sich einen Kompass vorstellen, bei dem Nord 0 Grad entspricht und bei dem sich die Gradzahl im Uhrzeigersinn erhöht. (Beispielgrafik hier)


Was gegen Ocens SpotCast Weather spricht? Am Anfang muss man sich erst einmal in die Methode hineinfuchsen, wie die Wetterdaten abgelegt werden. Doch ansonsten sehen wir bisher viele Gründe, die für SpotCast sprechen. Denn es kann sich noch als extrem hilfreich herausstellen, wenn wir anhand der Vorhersage entscheiden können: Paddeln wir heute viel oder wenig? Müssen wir gar an Land bleiben? Sollten wir unser Nachtlager besonders gut vor Wind schützen? Für acht Euro monatlich bekommen wir eine Dienstleistung, nach der sich Generationen von Abenteuern die Finger geleckt hätten.

FOTO: YUKON-BLOG

 
 
Weiterführende Links:

 

Retrieving well-crafted multi-period weather forecasts is an obstacle when kayaking somewhere in nowhere. Even satellite devices such as our Inreach Explorer suffer from notoriously slow, low-bandwith data capabilities. Therefore, we tested a service called Ocens SpotCast Weather which is a service retrieving GPS-based forecast messages on our Inreach Explorer for six to eight dollars a month. Although the weather information is coded somewhat cryptic due to bandwith limitations, it can deliver extremely helpful information such as upcoming wind speed and precipitation on our Yukon River tour.