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Expeditionsbericht

Entdecke Alaska, finde eine Million neuer Freunde

Ja, wir hatten das Thema bereits. Und ja, irgendwann musste es so kommen. Aber heute haben uns die Moskitos im wahrsten Wortsinne mit ungeahnter Härte eingeholt. Egal wie schnell wir sind, egal, wie nah wir auf dieser Insel am Wasser stehen: Diese kleinen Biester schwirren um uns herum. Nicht zu Dutzenden, mindestens zu Hunderten. In allen Formen, Größen und Stechvarianten.

Also laufen wir hier trotz warmem Wetter in spassbefreiter Ganzkörperbekleidung herum. Als wichtigstes Utensil stellt sich ausserdem der Moskitohut mit Netz heraus, den wir derzeit gegen nichts in der Welt eintauschen würden. Es gibt zwar auch DEET-Moskitospray, dieses lässt aber beim Blick auf die Bestandteile dermaßen erschaudern, dass wir meistens die Finger davon lassen. Auch das Ausräuchern unserer Kleidung hat zwar weithin riechbare Auswirkungen, lässt die Insekten aber unbeeindruckt.

Also laufen wir hier sichtbeschränkt wie zwei betrunkene Imker über die Insel. Bauen unser Zelt auf, suchen Treibholz zusammen, errichten ein Lagerfeuer und kochen unser Abendessen. Und werden stets von einem Schwarm stecknadelgroßer Quälgeister verfolgt. Wer hat Ihnen Bescheid gesagt, wo kommen alle ihre Millionen Freunde her? Uns wäre hier gerade weniger Aufmerksamkeit recht.

Vielleicht gilt hier in Alaska die Weisheit, dass jeder Opfer bringen muss, der die atemberaubende Schönheit des Landes entdecken will. Doch diese Einsicht will nur gemächlich Einzug halten in Momenten, in denen schon das Essen moskitobedingt zur geselligen Veranstaltung wird.

Wir bleiben dennoch für die restlichen 1000 Kilometer tapfer. Und gehen jeden weiteren Tag beim Thema Moskitos mit der grimmigen Gewissheit an, dass wir immer noch am Ende der Nahrungskette stehen.

Live-Karte von unserer Yukon-Tour: Inreach-Karte (Passwort: y15)

English abstract: After the blog post „The Mosquitoes“ we are not proud to present „The Mosquitoes Return“. Probably, the sequel „The Mosquitoes Revolutions“ follows soon.

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Expeditionsbericht

Durch die ewige Mittsommernacht

Es wird nicht dunkel in diesem Tagen am Yukon. Kaum ist die Sonne gegen zwölf Uhr hinter den Bergen Alaskas verschwunden, setzt die Dämmerung ein. Doch selbst um zwei Uhr, drei Uhr, vier Uhr ist es noch so hell, dass man im Freien ein Buch lesen könnte. Besondere Stunden sind das, die wir derzeit allerdings nicht zum Lesen, sondern zum Paddeln nutzen müssen.

Tagsüber pfeift der Wind teilweise so stark durch die Bergschluchten, dass ein Vorankommen oft gefährlich und noch viel anstrengender wäre, als es sowieso schon ist. Nachts hingegen gönnt uns die nachlassende Thermik einige etwa ruhigere Stunden.

Also starten wir unseren Paddeltag meist erst gegen sieben Uhr abends. Und dann geht es hinein in die Nacht, die uns oft mit klarem Himmel, später dann kühler und klarer Luft empfängt. Einzelne Möwen ziehen über unserem Kopf hinweg, im Wasser erkennt man ab und zu die Bahnen eines Fisches. Andere Menschen, Boote? Fast immer Fehlanzeige. Stattdessen Stille in den Weiten Nordamerikas. Und vor allem eine Paddelnacht mit einem Wind, gegen den es sich abarbeiten lässt. Die bis zu 60 Zentimeter hohen Wellen gegen den Strom, die wir teilweise tagsüber erlebt haben, sie haben sich nachts noch nicht blicken lassen. Die Yukon Flats haben wir nun hinter uns, nun ist der Fluss wieder ein Fluss, kein Meer aus Inseln. Breit und mächtig ist er aber weiterhin, und das wird auch so bleiben.

Doch so schön und friedlich das aktuelle nächtliche Paddeln auch sein kann: Wenn wir richtig Strecke machen wollen, wird es anstrengend, und es wird spät. Besser, es wird früh. Dann wird es kalt, die Mücken piesacken uns sogar während des Paddelns. Und irgendwann sehnt man dann den warmen Schlafsack herbei.

Gestern gab es nach 90 zurückgelegten Kilometern immerhin noch eine Runde selbstgebackenes Brot mit Lachs. Um fünf Uhr morgens lagen wir schließlich im Zelt. Und konnten mit der Gewissheit einschlafen, dass wir wieder einen guten Paddeltag erleben durften. Dumm nur, dass die Sonne spätestens um zehn Uhr morgens unser Zelt regelmäßig in einen Backofen verwandelt, sodass wir fluchtartig ins Freie müssen. Der eine früher (Jan-Philipp), der andere etwas später (Philipp). Mittsommernächte 2015 und ihre Begleiterscheinungen.

Live-Karte von unserer Yukon-Tour: Inreach-Karte (Passwort: y15)

English abstract: Since some days, we switched paddling to night schedule. At this time, the headwinds aren’t that strong and dangerous. And it even has some nice sides, like the midnight sun. So we sometimes paddle up to to 3 or 5 a.m. which can be just semi-nice as are the mosquitos. But at least we can always look forward to our self-made bread with salmon as our midnight dinner.

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Expeditionsbericht

Gefangen im Wüstensturm Alaskas

Sand, nichts als Sand. Wind, nichts als Wind. Regen, nichts als Regen. Seit Samstagnacht lagern wir nun auf dieser nur wenig bewachsenen Insel irgendwo vor Stevens Village. Doch von Freiwilligkeit kann nicht mehr die Rede sein: Vielmehr haben Yukon und Wetter offenbar beschlossen, uns erneut einen Fingerzeig zu geben. Und sie wispern, eher brüllen sie gerade: Rechnet immer mit uns, das hier ist keine Kreuzfahrt auf der Aida. Als ob wir das nicht schon wüssten.

Den Sonntag haben wir damit verbracht, nach einer langen Nachfahrt auszuschlafen. Dann schnell ein Regenloch nutzen, um Frühstücksmüsli und Mittagessen fast zeitgleich zu vertilgen, außerdem um
reichlich Wasser abzukochen. Und dann liegen wir nach ein paar Stunden wieder im Zelt, reden, dösen, schreiben, diskutieren Wetterdaten, regen- und windumtost. Keine Chance zum Paddeln, zu sinnlos und zu gefährlich. Immerhin kommt nun der weitgereiste Dr. Oetker-Schokoladenpudding zum Einsatz. Schmackhafter Motivationsspender für die Wartezeit.

Heute früh kommt dann der Sturm, Windstärke 8 bis 11, der unzählige kleine Sandkörner durch die Luft wirbelt, so dass wir uns eher auf einem Wüsten- denn Alaska-Trip wähnen. Der Sand macht sich überall breit, in jeder Ritze, sogar unser hervorragendes bis zum Boden reichendes Hilleberg-Zelt müssen wir mit Kies vor dem hereinwirbelnden Sand schützen. Von außen ist das Zelt inzwischen nicht mehr grün, sondern sandfarben. Und an Paddeln ist einstweilen nicht zu denken. Wir würden dem Wind auf dem Wasser noch deutlich mehr Angriffsfläche bieten als an Land.

Derzeit fühlen wir uns wie die Bergsteiger in den Basislagern des Mount Everest: Warten auf den einen Moment, wenn das Wetter mitspielt und es endlich weitergeht. Die Sonne scheint jedenfalls schon mal. Vielleicht heute Nachmittag oder Abend starten? Wir wissen ja kaum noch, wie das geht, dieses Paddeln. Heute Nacht soll sich da der Wind erstmals abschwächen. Dann wollen wir es bis zur Dalton Highway Bridge schaffen. Dort soll es heiße Duschen für 10 Dollar geben. Und wisst ihr was? Wir werden es mit Freuden zahlen.

Live-Karte von unserer Yukon-Tour: Inreach-Karte (Passwort: y15)

English abstract: What every Yukon book and every experienced Yukon paddler will tell you, it is now part of our reality: Weather conditions can be so bad you don’t want to paddle at all. Violent storms are frequent, and yesterday we couldn’t move our boat a single inch on the river. At the moment, we are kind of trapped on an island where sand whirls around everywhere. But we are glad our time planning has buffers for these events, so we have and can deal with it. This night, we start the next approach in paddling again. And in the meantime, we had our chocolate pudding for special occasions we carried all the way from Whitehorse.

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Expeditionsbericht

Essen am Yukon: Zehn leckere Lagerfeuer-Mahlzeiten

Was isst man jeden Abend als Mahlzeit am Fluss, am Lagerfeuer, irgendwo in der Wildnis? Beim Gang durch die Supermärkte zu Beginn unserer Reise wurde uns jedenfalls schnell klar: Mit Fertigmahlzeiten kommen wir nicht weit, und wir wollen es auch nicht. Auch die erschütternde Zuneigung der Kanadier zu Käse in allen Verabreichungsformen teilen wir nicht uneingeschränkt. Wir hungern nun aber auch nicht am Yukon, sondern bereiten uns aus möglichst vielen frischen Zutaten, Grundlebensmitteln und improvisierten Rezepten jeden Tag eine – mehr oder weniger – schmackhafte Mahlzeit zu.

Wir präsentieren: Zehn Lagerfeuer-Mahlzeiten, mit denen wir am Yukon schon sehr gut satt geworden sind. Viele der Rezepte sind zur Nachahmung empfohlen. Allerdings plant für die Zubereitung in der Wildnis teilweise lieber einen ganzen Abend ein.

Menü 1: Outdoor-Pizza

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Auf den ersten und zweiten Blick nicht gerade das naheliegende Outdoor-Rezept, aber unübertroffen lecker. Für den Teig haben wir Wasser, Mehl, Zucker, Salz und Trockenhefe verwendet und ihn mit einer Nalgene-Flasche ausgerollt. Als Belag Tomatensauce aus Dosen, Mais, Paprika, Zwiebeln, Trockenfleisch sowie am Ufer geernteten wilden Schnittlauch. Dazu Gewürze wie Oregano, Thymian und Rosmarin, sogar Käse passte in Scheiben geschnitten obenauf. Auf einem Edelstahlblech ab aufs Lagerfeuer. Etwas schwierig ist es nur, den Schmelzpunkt des Käses mit dem Backen des Bodens zu synchronisieren. Die Belohnung ist dafür anschließend fürstlich: So eine gute Pizza haben wir selten gegessen. Schulnote: 1+.

Menü 2: Chicken-Curry

Motto „Kann man durchaus mal machen“. Zwiebeln und Paprika auf höchster Lagerfeuer-Stufe scharf anbraten. Mais kommt ebenfalls hinzu, die Sauce wird gebildet aus entrahmtem Milchpulver (Skimmed) und Wasser. Als Fleischbeilage eignen sich Hühnchenstückchen aus der Dose. Beim Abschmecken besser dezent mit Pfeffer und Curry umgehen, glaubt uns. 🙂 Den Reis haben wir separat gekocht. Anschließend gemeinsam servieren. Schulnote: 2, wenn man vorsichtig würzt.

Menü 3: Tonno-Gemüse-Pasta

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Ein simples Rezept aus gewöhnlichen Zutaten, es funktioniert auch mit Reis, was wir aber dennoch schätzen gelernt haben. Und was sich zu unserem Klassiker nach langen Paddeltagen entwickelt hat. Zwiebeln scharf anbraten, Paprika, Thunfisch aus der Dose und Mais anschließend hinzugeben. Nudeln separat kochen, Tomatensauce hinzugehen und alles noch ein wenig köcheln lassen. Schulnote: 1-

Menü 4: Süßer Kaiserschmarrn

Dieses Menü war auf einer Reise mit zwei Österreichern natürlich gesetzt. Zwölf frische Eier trennen und das Eiweiß – in aufopferungsvoller Arbeit nach einem Paddeltag – zu Eischnee schlagen. Ohne Schneebesen definitiv nicht zu empfehlen. Dann Eigelb mit ordentlich Zucker, einer Prise Salz und Milch verrühren, anschließend Weißmehl hinzugeben und alles vermengen. Zum guten Schluss nach Belieben Rosinen hinzu, Eischnee unterheben und in kleinerem Portionen ab in die Pfanne. Schulnote: 1, ein Traum nach getaner Arbeit.

Menü 5: Quinoa-Ensemble

Quinoa, was soll man sagen? Eine Zutat aus dem veganen Folterkeller für die Geschmacksknospen von Normalsterblichen (sorry, Jens). Die bunte Getreidevielfalt in unsere Packung haben wir „Vogelfutter“ getauft. Um das in einem irrlichternden Moment erworbene Quinoa dennoch zu einer zumindest für uns akzeptablen Speise zu verarbeiten, haben wir es mit Brühe quellen lassen. Anschließend haben wir angebratenen Mais und Paprika sowie Tomatensauce, italienische Kräuter und Dosen-Lachs hinzugegeben. Das fertige Menü sah optisch zweifelhaft aus, schmeckte aber überraschend gut. Schulnote: 2-.

Menü 6: Eierpfannekuchen mit Gemüse und Fleisch

Ein weiteres Rezept unter dem Motto „Gleiche Lebensmittel, aber neu verpackt“. Dazu Mehl – Zwölf frische Eier reichen für vier Personen… – und vier Esslöffel Eipulver, vier Esslöffel Milchpulver, ein Päckchen Backpulver sowie Salz und Zucker mit reichlich Wasser vermengen. Dann Paprika, Mais, Zwiebeln, Dosenpilze und Trockenfleisch vorsichtig anbraten und abschmecken. In einen großen Topf oder besser Pfanne viel Öl gießen, anschließend etwas Teig hineingeben und braten. Unser Pfannekuchen endete allerdings in einer Art herzhaftem Kaiserschmarrn. Schulnote: Sehr mächtig, 2-.

Menü 7: Minestrone-Suppe mit Nudeln

Ein Menü unter der Prämisse „Schnell, warm und sättigend“. Dazu einfach die Fertigsuppe mit zusätzlichen Nudeln anreichern und alles köcheln lassen. Geht wirklich schnell, schmeckt aber ausbaufähig. Schulnote: 3.

Menü 8: Gemüse-Polenta

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Maismehl quellen lassen, dann gedünstetes Gemüse nach Belieben hinzufügen. Masse auf einem Metallblech ausstreichen und bei geringer Hitze auf dem Feuer backen. Wenn möglich, gerne kurz vor dem Servieren mit frischgeerntetem Schnittlauch überstreuen. Ein Rezept, das die beiden wackeren Yukon-Paddler unterschiedlich überzeugt hat. Jan-Philipp vergibt eine 2, Philipp eine 4+.

Menü 9: Kartoffel-Püree

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Ein simples Menü, das aber beim Einsatz von frischen Kartoffeln zu einem abendfüllenden Projekt mit hohem Treibholz-Bedarf am Lagerfeuer wird. Kartoffeln also weich kochen, außerdem Zwiebeln braten und mit Trockenfleisch anreichern. Kartoffeln danach würzen, pürieren, Milch hinzugehen und mit dem Zwiebel-Trockenfleisch-Gemisch servieren. Schulnote: 2+.

Menü 10: Makkaroni and Cheese

Wenn es in Strömen regnet und eine ausgefeilte Outdoor-Küche an den Bedingungen scheitert, darf es auch mal schnelle Küche sein. Dazu in einem Topf die Nudeln kochen, im anderen die Milch-Käse-Sauce vorbereiten. Gräfe-und-Unzer-Kochbuch-Kategorie: „Gelingt leicht.“ Schulnote: Für ein Fertigmenü in Ordnung, 3.

Wenn Ihr neben der Zeit für das Zubereiten und Kochen auch noch die Lager- und Lagerfeuer-Errichtung, das Spülen und die Frischwasserzubereitung rechnet, dann hat das Wort abendfüllend wahrlich seine Berechtigung. Dennoch können wir uns schlimmeres vorstellen, als einen langen Paddeltag mit Lagerfeuer-Pizza ausklingen zu lassen, gefolgt von frischem selbstgemachtem Popcorn mit Zucker und Honig. Allerdings wird es im Flußverlauf immer und wesentlich schwieriger, an gute und frische Lebensmittel zu kommen. Unsere Küche wird also derzeit zwangsläufig eindimensionaler. Diese Umstand versuchen wir durch NOCH mehr Kreativität und beispielsweise selbstgebackenem Brot entgegenzuwirken.

Und vielleicht dient unsere kleine Menüsammlung ja auch dem ein oder anderen von Euch draußen oder daheim zur Inspiration? Wir sagen jedenfalls: Guten Appetit vom Yukon.


English abstract: Cooking in the wild mustn’t result in instant food and inedible meals. Therefore, we try to activate our cooking skills and prepare delicious things out of basic food such as flour, yeast, raisins, rice, skimmed milk powder and more. Then we combine it with fresh ingredients such as potatoes, pepper, onions and eggs. This resulted so far in four weeks of mostly tasteful, at least filling meals. In this blog post, we present a selection of ten of our best ones. Although we are not able to translate them to you, you can at least feel inspired by our photos.

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Expeditionsbericht

Wir feiern Bergfest am Yukon

Wahrhaben können wir es noch nicht so richtig, aber es ist eindeutig: Heute haben wir die Hälfte unseres Weges auf dem Yukon hinter uns gebracht.

Mehr als 1500 Kilometer durch Kanada und Alaska, es war bis hierhin eine unvergleichliche Reise, ein Abenteuer. Nun feiern wir tatsächlich Halbzeit auf dem Fluss, und zwar mit Tonno-Gemüse-Tomaten-Pasta. Eigentlich hatten wir für diesen besonderen Moment eine Packung Dr. Oetker-Schokoladenpudding quer durch Nordamerika gepaddelt. Doch wir waren gerade einfach zu satt. Angestoßen mit frischem Yukon-Wasser haben wir natürlich trotzdem.

A propos Dinge, die sich anders als geplant entwickeln. Eigentlich wollten wir heute ein ordentliches Stück weiter sein, doch der extreme Wind hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit starken Wellen können wir und das Boot umgehen, aber das war uns zu brisant. Also lieber eine Pause machen und abends noch ein paar Stunden paddeln, falls es dann ruhiger ist. Warten auf Godot. Immerhin, wir haben seit einem Monat keine Dunkelheit mehr erlebt und sind zeitlich flexibel.

Und wir haben damit einen weiteren Faktor zu spüren bekommen, der die zurückgelegten Kilometer beeinflusst. Von außen seht ihr immer die reine Distanz, die reinen Kilometer auf dem Fluss. Doch starke Winde, brütende Hitze, hohe Wellen, Regen, schlechte Sicht durch Waldbrand-Smog, all das macht das Paddeln manchmal auch zu einer anstrengenden unplanbaren Angelegenheit. Keine Frage, wir haben uns das alles selbst ausgesucht, alles bestens. Aber glaubt bitte nicht, es sei immer alles so paradiesisch wie auf den meistens Fotos. Wir merken schon, dass wir uns da auf ein Abenteuer eingelassen haben. Auf ein fantastisches allerdings.

Aktuelle Herausforderung: die Yukon Flats. Ein fast unentwirrbares Dickicht aus Inseln, Kanälen und Nebenarmen, in die sich der Yukon derzeit aufspaltet. Ein Nebenarm ist übrigens oft doppelt so breit wie der Rhein. Der Yukon selbst ist teilweise bis zu 15 Kilometer breit. Und wohin man auch blickt, überall nur Wasser, Treibholz, Bäume. Und irgendwo, ja irgendwo, da geht jeweils der Hauptstrom des Yukon entlang. Karten helfen nur sehr bedingt, weil sich ständig neue Inseln bilden, sich irgendwo Treibholz ablagert oder Landmassen vom Fluss weggeschwemmt werden. Also immer mit Kompass dem Hauptstrom entlang, Windung um Windung, Seenplatte um Seenplatte. Freunde, ein Labyrinth ist Kindergarten dagegen. Der Yukon, er hat gerade erneut ein anderes Gesicht bekommen.

Knapp einem Monat ist es nun her, dass wir unser Boot im kanadischen Whitehorse zu Wasser gelassen haben. Doch wir haben nicht die Illusion, in einem weiteren Monat an der Beringsee anzukommen. Denn die verbleibenden Kilometer werden teilweise geprägt sein von noch mehr Gegenwind, Wellen, von noch schwierigen Bedingungen. Sie werden auch geprägt sein vom hier bereits früh heranziehenden Herbst, früher Dunkelheit sowie einem Klima, das immer mehr vom Meer dominiert wird und damit kühler und feuchter wird. Den nördlichsten Punkt des Yukon haben wir jedenfalls vorgestern passiert, nun geht es immer südwestlich der Beringsee entgegen.

Wir haben es schon sehr weit geschafft auf dem Yukon. Und wir haben den unbedingten Willen, weiter durch Alaska zu paddeln und schließlich an der Beringsee anzukommen. Unser Yukon-Abenteuer, es geht nun in die zweite Hälfte.

Live-Karte von unserer Yukon-Tour: Inreach-Karte (Passwort: y15)

English abstract: What a great day, we passed the 1500 kilometers line. Half of our Yukon expedition is over. But there are still a lot of miles to go. Today, we even had to stop due to extreme winds. And the conditions won’t get better. We expect even more head wind, rain, coldness, bush fire smog, the upcoming dizzy autumn and the reintroduced nights. Apart from this, the current Yukon Flats with its confusing combination of islands, channels and a broad river makes the navigation sometimes difficult. As you see, Yukon paddling is not always about fun. But nevertheless, we are happy that our expedition has been that successful up to now. And we are more than motivated to bring this to a wonderful end.