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Expeditionsplanung

Kentern will gelernt sein

Wir bewegen unsere Oberkörper nach rechts und dann wieder nach links, immer stärker und schneller. Aber dieses Kajak will einfach nicht umkippen! Schließlich lehnen wir uns mit vereinten Kräften steuerbords, und dann, endlich: Unser Boot kentert und wir fallen ins Wasser. Wir sind auf dem Edersee, um das Verhalten unseres Grabner Riverstar-Kajaks bei großer Beladung zu testen. Und um zu schauen, wie wir unser Boot und uns im Fall der Fälle wieder sicher ans Ufer bringen können. Das ganze im Jahr 2015 bei zügig fließendem Yukon, breitem Flusslauf und einer wenig kommoden Wassertemperatur von fünf Grad Celsius.

Beladen jenseits der Schmerzgrenze. Für unseren Test haben wir die maximale Zuladung unseres Kajaks sehr kreativ ausgelegt. Und zwar mit genau den Peli-Ladekisten, die wir nächstes Jahr auf der Yukon-Tour mit Ausrüstung und Lebensmitteln befüllen werden. Da wir das endgültige Equipment noch nicht zusammen haben, sind wir mit Sandsäcken in die Wertung gegangen. Das Ergebnis unserer unbestechlichen Gewichtsmessung zeigt: mit uns Bootsinsassen sind es 370 Kilogramm; zugelassen ist das Riverstar XXL für 50 Kilogramm weniger. Das Boot lag damit zwar tiefer im Wasser als gewohnt, aber war selbst so stark beladen nur schwer zur Kenterung zu bringen.

Wasser an der falschen Stelle. Als das Projekt Test-Kenterung schließlich gelingt und wir mit Kleidung und Schuhen im Wasser landen, können wir zur Bootsmitte schwimmen. Anschließend richten wir den um 120 Grad gekippten Riverstar wieder auf. Nicht gerade ein Kinderspiel wegen des anderen Schwerpunkts, aber zu zweit allemal machbar. Die festgezurrten Peli-Kisten und die Bug- und Hecktaschen bleiben sogar an Ort und Stelle. Und das Wasser, das bei der Aktion ins Boot gelaufen ist, befördern wir mit einer Lenspumpe wieder hinaus. Schließlich können wir das Kajak sicher an Land bringen.

Leichtmatrosen im kenternden Boot. Nicht auf unserer Tagesordnung stand allerdings die Verunsicherung zufälliger Augenzeugen am Ufer. Wir sind uns sicher, nach diesem Tag in unzähligen Erlebnisberichten von Senioren vorzukommen. Variante eins: „Zwei Leichtmatrosen, die zwanzig Meter vom Ufer entfernt im stillen Wasser ihr Boot nicht im Griff hatten und kenterten.“ Zweite Variante: „Zwei Bekloppte, die aus unerfindlichen Gründen unbedingt ihr Boot versenken wollten.“ Sagen wir es mal so: es sei ihnen gegönnt. Denn wir waten am Ende zwar nass wie die Biber, aber mit einer Sorge weniger und viel Zuversicht wieder aus dem Edersee.

FOTOS: YUKON2015.DE

 
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Wegen der Bären nach Berlin

Wir sind frühmorgens bis nach Berlin gefahren, und das nur wegen der Bären. Diese grimmig dreinblickenden Wappentiere der Hauptstadt haben wir dabei links liegen lassen, denn wir wollen uns am Yukon für die echten Bären dieser Welt wappnen. Dummerweise können die Grizzlys sehr gut riechen und schauen dann gerne mal neugierig am Zelt vorbei. Und da auf unserer Tour nur Bären in der Ferne gute Bären sind, wollen wir dieser Devise mithilfe von geruchsdichten Transportkoffern lieber Nachdruck verleihen.

Unsere quaderförmigen Lebensversicherungen kommen von der Firma Peli, und in Berlin gibt es einen Laden für diese Kisten. Die speziellen Boxen kann man sogar mit dem Land Rover überfahren, in Wüstensand einbuddeln oder mit ihnen schwimmen gehen. Alle drei Dinge stehen zwar nicht gerade weit oben auf unserer Tagesordnung, aber die vielen Expeditionswochen werden schon so manchen Stresstest mit sich bringen.

Also haben wir an dem Tag einfach mal unser Sechs-Meter-Kajak neben dem Laden aufgebaut. Und so akribisch herumgepuzzelt, dass auch Verkäuferin Claudia gut zu tun hatte. Denn die Transportkoffer gibt es in groß, klein, flach, dick, hoch und tief. Aber welche sind die richtigen, wie passen sie am besten ins Boot zwischen die Sitze, wie können wir sie befestigen – und was von der Ausrüstung kann wo hinein? Damit kann man sich eine Weile beschäftigen.

Nach drei Stunden hatten wir einen Plan mit insgesamt sieben Boxen, und den werden wir jetzt verfeinern und im Herbst auf einer Tour ausprobieren. Doch wir freuen uns schon jetzt auf nächstes Jahr, wenn wir mit unserem kleinen Containerschiff den Yukon entlang schippern – und dabei sicher so manche Blicke auf uns ziehen werden. Es müssen ja nicht gerade die eines Bären sein.

ALLE FOTOS: YUKON2015.DE
 

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Expeditionsplanung

Das Boot muss an Bord

Womit beschäftigen wir uns eigentlich so viele Monate vor unserer Yukon-Tour? Nun, ganz aktuell vor allem damit, einen nicht ganz unwichtigen Gegenstand namens Boot überhaupt bis nach Kanada zu bekommen. Und da haben wir gerade ein gewichtiges Problem. Denn unser Kajak besteht zwar nur aus Luft und Kautschuk, aber es sind eben 34 Kilogramm Luft und Kautschuk. Und Condor hat uns jetzt endgültig mitgeteilt, dass das für den Transport schlicht zu viel ist.

Es scheitert genau genommen an luftigen 2.000 Gramm. Denn wie uns Condor und auch seine Abteilung „Sonderreservierung“ nach handgestoppten sieben Mails eröffnen, dürften wir sogar sehr gerne ein Boot transportieren. Aber eben nur, solange es höchstens 32 Kilo schwer ist. Darüber hinaus helfe kein Augenaufschlag dieser Welt (wir hätten sogar geübt). Schließlich verweist Condor auf den Arbeitsschutz, und dann an eine weitere Firma namens Leisure Cargo. Doch drücken wir es diplomatisch aus: dort arbeiten zwar „echte Luftfracht-Management-Experten“. Doch sie sind bislang keine Experten darin, auf Kontaktanfragen zu reagieren.

Bleiben uns vorerst noch die DHLs dieser Welt. Eine Anfrage ergibt allerdings, dass die Logistiker für unser Kajak gerne tiefenentspannte 650 Euro hätten. Pro Flugrichtung, versteht sich. Auch keinen Deut besser ist der ernsthaft unterbreitete Vorschlag von UPS, unsere Ladung doch vor dem Versand einfach in zwei Teile aufzuteilen.

Wir recherchieren dann mal weiter.

Nachtrag, 16. Mai: Mittlerweile haben wir Leisure Cargo erreichen können. Diese Firma bietet ihre Dienstleistungen aber gar nicht für Privatpersonen an. Wieso Condor uns dennoch dorthin verwiesen hat, kann sich niemand so recht erklären.

FOTO: CURIMEDIA, FLICKR, CC BY 2.0