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Expeditionsplanung

Zwei Monate bis zur Yukon-Tour

Allmählich schleicht sich da ein Gefühl ein. Nein, eher eine Gewissheit, dass es in zwei Monaten wirklich los geht. Wir werkeln an allen Fronten, organisieren, telefonieren, probieren aus, und immer noch gibt es einiges zu tun. Ein Zwischenstand von dem, was eine besondere Tour auf einem besonderen Fluss werden soll. Auf dem Yukon Richtung Beringsee. Wie immer freuen wir uns über Fragen und Anmerkungen. Und wenn unsere ausgetüftelte Iridium-Technik mitspielt, seid Ihr ab Juni auch auf der Yukon-Tour hier im Yukon-Blog immer dabei.

// Unser Packtraining

Passt überhaupt alles ins Boot? Wir haben jetzt versucht, in Bug- und Hecktaschen und in die Peli-Ladekisten wirklich alles unterzubringen an Ausrüstung und Kleidung, was mit muss für die Reise auf dem großen Fluss. Also Karten, Kameras, Kocher, Flaschen, Säcke, Satelliten-Geräte, Jacken, Socken, Hosen, Schlafsack, Iosmatte und so vieles mehr. Unsere Ausrüstungsliste ist lang. Für Luxus ist kaum Platz. Gleichzeitig passt aber dann doch eine Menge hinein, so dass wir noch viel Luft haben für Lebensmittel. Und dass wir auch mit viel Gepäck sehr kentersicher sind, haben wir ja schon erfolgreich getestet.

// Unser Boot

Das Herzstück unserer Yukon-Tour ist inzwischen in allen Feinheiten reisefertig. Zum einen haben wir von den Bootsspezialisten Zölzer die maßangefertigten Spritzschutzdecken und die Persenning bekommen. Nicht alles ist völlig exakt so, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber es wird eine sehr gute Lösung sein, um sich auf den Fluss zu bewegen. Endlich können wir Peli-Kisten und Ausrüstung geschützt und befestigt transportieren. Außerdem gibt es in der Mitte als Teil der Persenning eine Art Kamin mit Reißverschluss, was die Kisten umgeben wird. Und das unwichtigste vielleicht netteste in fremden Gewässern: Wir werden mit einer deutschen, kanadischen und amerikanischen Flagge am Boot durchs Wasser gleiten. So viel nautischer Stil muss sein.

// Filmen und Fotografieren

Darüber hinaus haben wir eine feine Lösung zum Filmen gefunden. Neben unserer Canon 70D-Spiegelreflex kommt eine Drift Ghost S mit an Bord. Eine kleine, handliche Actioncamera, mit der neben Zeitraffer- auch Aufnahmen am und unter Wasser, am Boot, am Paddel möglich sind. Sie hat zahlreiche Vorteile, die die klassische Hero GoPro nicht bietet. Darunter: standardmäßiges Stativgewinde, Wasserdichtigkeit auch ohne zusätzliche Hülle bei gleichzeitiger Audioaufnahme, drehbare Linse und einiges mehr. Außerdem ist die Laufzeit mit mehr als drei Stunden lang, was bei unserer geplanten Solarstromversorgung ein gewichtiges Argument ist. Das könnten schöne Aufnahmen werden.

// Unsere Logistik

Das unendliche Kapitel. Nie hätten wir uns träumen lassen, dass dieses Vorhaben gefühlt ebenso aufwändig ist wie ein vollständiger Umzug nach Kanada: eine Kiste mit Ausrüstung ins Land zu bekommen (siehe Blogbeitrag im November). Doch mittlerweile sind wir vor der Ziellinie. Unsere deutsche Spedition Texim bringt die Palette samt dreiwandiger Kartonkiste bis nach Kanada. Dort übernimmt eine andere Spedition und bringt das ganze auf den Tag genau mit einem Lastwagen nach Whitehorse. Doch davor hatten die Götter unendliche Formalitäten, Zoll-Vorschriften und Ausnahmen gestellt. Über dieses Gesamtkunstwerk und seine Anekdoten werden wir demnächst noch mal gesondert in diesem kleinen Blog berichten.

// Und selbst? Gedanken, Gefühle?

So viel über unsere Ausrüstung, so wenig über unsere Pläne und Gedanken? Trotz unserer langen Vorbereitungszeit gibt es einfach weiterhin jeden Tag die vielen kleinen und großen Schritte, die einen beschäftigen. Weil unsere Ausrüstung und unsere Planung einfach funktionieren soll und muss und im Kern vollständig. Was daheim noch einfach zu organisieren und zu erwerben ist, wird drüben viel schwieriger.

Und doch, ja, der Yukon nimmt gerade schon immer mehr Raum im Kopf ein. Wir machen uns Gedanken, wie es sein wird, wenn wir wirklich am Ufer dieses ganz besonderen Flusses stehen werden. Und wahrscheinlich werden wir erst dann vollends realisieren, was wir hier eigentlich vorhaben. Wir freuen uns darauf!

FOTOS: YUKON2015.DE (5), RAJAPACK (1)

 
 
 

Only two months to go until or Yukon expedition is taking off. We are busy planning and discussing the details. On the equipment side, our boat is ready to ship after several improvements. We even have a canadian / german / american flag. Even our logistic chain for bringing the bigger parts of equipment to Canada will finally work (customs bureaucracy is no fun at all, though). And lots, lots of other thing go its way we cannot mention here. But what we can say, of course, is that we are so much looking forward for this trip. We are curious about the river, the people, the nature. Two months to go!


 
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Expeditionsplanung

Zölzer in Essen: Zu Besuch bei den Experten für Boote

Unmöglich, völlig unmöglich! An Deutlichkeit lassen seine Worte nichts zu wünschen übrig. Dabei wollen wir doch bei Heinz Zölzer wichtiges Bootszubehör für unser Grabner-Kajak maßanfertigen lassen. Denn ohne verlässliche Persenning und Spritzdecken werden wir im schlimmsten Fall nicht nur bei Regen nass, sondern laufen voll mit Wasser. Wir reden vom Yukon, von vielen Wochen Tour mitsamt Ladungskisten und besonderen Anforderungen. Und letztere sind mal wieder dergestalt, dass selbst Hersteller Grabner die Segel streichen musste und uns an die Firma Zölzer verwiesen hat.

Die Firma Zölzer also. Gelegen im Essener Stadtteil Kupferdreh, den man wohlwollend als ruhrgebietstypisch bezeichnen kann. Doch beiseite mit den Äußerlichkeiten, wir sind wegen des ausgewiesenen Boots-Know-Hows hier. Wir stehen mit Heinz Zölzer und Frau Bauer zusammen – er eine Koryphäe im Bootsbereich, sie die Fachfrau für das Textile. Also zählen wir auf, was wir benötigen. Für den ungenutzten dritten Sitzplatz im Kajak beispielsweise einen verschließbaren Schacht für unsere Peli-Kisten. Dieser soll in die Persenning, eine Art aufziehbares Plastik-Verdeck, integriert werden. Dass diese Kisten-Konstruktion grundsätzlich kentersicher ist, haben wir ja im Herbst bei einem Härtetest auf dem Edersee festgestellt. Nun muss sie noch wassergeschützt gemacht werden.

Vorweihnachtliche Wunschliste. Von Grabner gibt es außerdem eine ansteckbare Rückenstütze, die auf längeren Touren eine Wohltat ist. Doch irgendwie hat bei den Österreichern keiner daran gedacht, dass die Kombination Rückenstütze + Spritzdecke + Rettungsweste nicht funktioniert. Und ob wir den Wellen sagen können, dass sie sich bitte zurückhalten sollen? Also, Arbeitsauftrag an Zölzer: Persenning und Spritzschutz schneidern. Mit noch einigen weiteren Anpassungen, damit unser Boot für die Bedingungen auf dem Yukon gerüstet ist.

Und dann fällt das Urteil. Völlig unmöglich, das ist die erste Reaktion von Heinz Zölzer ob unserer nautischen Wunschliste. Und ist Auftakt für eine einstündige Diskussion. Wir debattieren verschiedene Lösungen, wobei beispielsweise unsere rechteckigen Peli-Kisten mit der oval ausgeschnittenen Persenning kollidieren. Wasserdichter Reißverschluss? Kaminlösung? Welches Material, welche Konstruktion? Allen rauchen die Köpfe.

Leinen Los! Aus völlig unmöglich wird zu guter Letzt bei Textil-Expertin Bauer ein optimistischeres „das meiste wird sich umsetzen lassen“. Und bei einigen Wünschen könnte das Ergebnis nicht optimal werden, aber tauglich. Ende Januar sehen wir uns also wieder in Essen (Google-Karte), dann will Zölzer die Spritzschutzdecke fertig haben. Und dann können wir eine erste Test-Tour mit weitgehend vollständigem Equipment wagen. Noch ein knappes halbes Jahr…
FOTOS: YUKON2015.DE

 

As perfect as the Grabner kayak already meets our purposes, our boat cover is not yet sufficient. It has to withstand higher waves and rain, furthermore it has to offer some sort of a waterproof plastic scuttle for our pelican cases in the mid-ship area. Therefore, we paid a visit to boat specialist Zölzer in the Ruhr district. They will customize a boat cover for the Riverstar kayak with expedition capabilities. Apart from that, we try to get splash guards which we can use with our PFDs. Now, the people at Zölzer have a lot of work. And we are looking forward to the end of January when everything’s should be completed.


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Expeditionsplanung

Kentern will gelernt sein

Wir bewegen unsere Oberkörper nach rechts und dann wieder nach links, immer stärker und schneller. Aber dieses Kajak will einfach nicht umkippen! Schließlich lehnen wir uns mit vereinten Kräften steuerbords, und dann, endlich: Unser Boot kentert und wir fallen ins Wasser. Wir sind auf dem Edersee, um das Verhalten unseres Grabner Riverstar-Kajaks bei großer Beladung zu testen. Und um zu schauen, wie wir unser Boot und uns im Fall der Fälle wieder sicher ans Ufer bringen können. Das ganze im Jahr 2015 bei zügig fließendem Yukon, breitem Flusslauf und einer wenig kommoden Wassertemperatur von fünf Grad Celsius.

Beladen jenseits der Schmerzgrenze. Für unseren Test haben wir die maximale Zuladung unseres Kajaks sehr kreativ ausgelegt. Und zwar mit genau den Peli-Ladekisten, die wir nächstes Jahr auf der Yukon-Tour mit Ausrüstung und Lebensmitteln befüllen werden. Da wir das endgültige Equipment noch nicht zusammen haben, sind wir mit Sandsäcken in die Wertung gegangen. Das Ergebnis unserer unbestechlichen Gewichtsmessung zeigt: mit uns Bootsinsassen sind es 370 Kilogramm; zugelassen ist das Riverstar XXL für 50 Kilogramm weniger. Das Boot lag damit zwar tiefer im Wasser als gewohnt, aber war selbst so stark beladen nur schwer zur Kenterung zu bringen.

Wasser an der falschen Stelle. Als das Projekt Test-Kenterung schließlich gelingt und wir mit Kleidung und Schuhen im Wasser landen, können wir zur Bootsmitte schwimmen. Anschließend richten wir den um 120 Grad gekippten Riverstar wieder auf. Nicht gerade ein Kinderspiel wegen des anderen Schwerpunkts, aber zu zweit allemal machbar. Die festgezurrten Peli-Kisten und die Bug- und Hecktaschen bleiben sogar an Ort und Stelle. Und das Wasser, das bei der Aktion ins Boot gelaufen ist, befördern wir mit einer Lenspumpe wieder hinaus. Schließlich können wir das Kajak sicher an Land bringen.

Leichtmatrosen im kenternden Boot. Nicht auf unserer Tagesordnung stand allerdings die Verunsicherung zufälliger Augenzeugen am Ufer. Wir sind uns sicher, nach diesem Tag in unzähligen Erlebnisberichten von Senioren vorzukommen. Variante eins: „Zwei Leichtmatrosen, die zwanzig Meter vom Ufer entfernt im stillen Wasser ihr Boot nicht im Griff hatten und kenterten.“ Zweite Variante: „Zwei Bekloppte, die aus unerfindlichen Gründen unbedingt ihr Boot versenken wollten.“ Sagen wir es mal so: es sei ihnen gegönnt. Denn wir waten am Ende zwar nass wie die Biber, aber mit einer Sorge weniger und viel Zuversicht wieder aus dem Edersee.

FOTOS: YUKON2015.DE

 
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Expeditionsplanung Multimedia

Wegen der Bären nach Berlin

Wir sind frühmorgens bis nach Berlin gefahren, und das nur wegen der Bären. Diese grimmig dreinblickenden Wappentiere der Hauptstadt haben wir dabei links liegen lassen, denn wir wollen uns am Yukon für die echten Bären dieser Welt wappnen. Dummerweise können die Grizzlys sehr gut riechen und schauen dann gerne mal neugierig am Zelt vorbei. Und da auf unserer Tour nur Bären in der Ferne gute Bären sind, wollen wir dieser Devise mithilfe von geruchsdichten Transportkoffern lieber Nachdruck verleihen.

Unsere quaderförmigen Lebensversicherungen kommen von der Firma Peli, und in Berlin gibt es einen Laden für diese Kisten. Die speziellen Boxen kann man sogar mit dem Land Rover überfahren, in Wüstensand einbuddeln oder mit ihnen schwimmen gehen. Alle drei Dinge stehen zwar nicht gerade weit oben auf unserer Tagesordnung, aber die vielen Expeditionswochen werden schon so manchen Stresstest mit sich bringen.

Also haben wir an dem Tag einfach mal unser Sechs-Meter-Kajak neben dem Laden aufgebaut. Und so akribisch herumgepuzzelt, dass auch Verkäuferin Claudia gut zu tun hatte. Denn die Transportkoffer gibt es in groß, klein, flach, dick, hoch und tief. Aber welche sind die richtigen, wie passen sie am besten ins Boot zwischen die Sitze, wie können wir sie befestigen – und was von der Ausrüstung kann wo hinein? Damit kann man sich eine Weile beschäftigen.

Nach drei Stunden hatten wir einen Plan mit insgesamt sieben Boxen, und den werden wir jetzt verfeinern und im Herbst auf einer Tour ausprobieren. Doch wir freuen uns schon jetzt auf nächstes Jahr, wenn wir mit unserem kleinen Containerschiff den Yukon entlang schippern – und dabei sicher so manche Blicke auf uns ziehen werden. Es müssen ja nicht gerade die eines Bären sein.

ALLE FOTOS: YUKON2015.DE