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Expeditionsplanung

Neuer Spaß mit dem Zoll und der Logistik

Am Anfang haben wir noch Witze gemacht, dass wir nach unserem Yukon-Trip auch gleichzeitig eine Lehre zum Logistik-Fachmann hinter uns haben. Ihr wisst schon: eine Holzkiste mit unserer Ausrüstung nach Kanada bekommen, eine Einreise über den Fluss nach Alaska, am Ende der Rücktransport der Sachen vom Ende der Welt. Mittlerweile haben wir aber den Eindruck gewonnen, dass das Bild mit der Lehre dann doch nicht passt. Wir können wahrscheinlich nicht als Lehrling, sondern gleich als Meister einsteigen.

Klar ist jedenfalls, dass unsere angedachte Transport-Logistik so nicht funktionieren wird. Ihr macht Euch wahrscheinlich keine Vorstellung, wie widersprüchlich und kompliziert das Thema internationale Logistik und Fracht ist. Auch wenn viele Menschen sehr hilfsbereit sind, wimmelt es nur so vor Gesetzesvorschriften, Kostenfallen und möglichen zeitlichen Verzögerungen. Drei kleine Beispiele.

  • Kanada versus USA: Die beiden Staaten legen sich bei Zoll und Einwanderung gegenseitig keineswegs Steine in den Weg. Es sind eher Gebirgsformationen. Gepäck wie unsere Ausrüstungs-Holzkiste unbegleitet aus Emmonak / Alaska wieder zurück nach Whitehorse / Kanada zu schicken, ist faktisch unmöglich ohne Arbeitsvisum (Karte hier). Die Zollabfertigung dauert außerdem allgemein oft ein oder zwei Wochen, wenn es überhaupt klappt. Und manches mehr, was hier den Rahmen sprengen würde. Kanada und USA: ihre Kooperation wird offenbar mit ähnlicher Hingabe betrieben wie die zwischen der Türkei und Griechenland.
  • Ein Carnet versus 9803: Globalisierung? Freier Handel? Pustekuchen, wenn man privat etwas mit mehr als 31 Kilogramm versenden will. Die deutsche IHK kann uns etwa ein sogenanntes Carnet ausstellen, damit wir die Ausrüstungskiste samt Inhalt ohne Zollgebühren in Kanada ein- und wieder ausführen können. Doch den Kanadiern ist das Carnet gelinde gesagt schnuppe, ebenso wie die Tariff Classification Number 9803. Hier muss man andere Dokumente beibringen. Was nicht heißt, dass dies dann wiederum die richtigen Belege für die Amerikaner sind. Wo ist eigentlich Richterin Barbara Salesch, wenn man sie braucht?
  • Selbst verschicken, selbst abholen: Bei privat verschickter Fracht muss man sich in Kanada auch persönlich um die Zollabwicklung kümmern. Vollmachten taugen etwas in Deutschland, dort nicht. Alles läuft unter dem Fachbegriff „Private Efforts“, könnte aber auch „Private Problems“ heißen. Denn wie soll man vorausbestimmen, wann eine aus Deutschland versendete Holzkiste genau dann in Whitehorse ist, wenn man dort mit dem Flieger landet und sich darum kümmern kann? Es existiert zwar ein sogenanntes Bonded Storage, bei dem unverzollte Fracht bis zur Ankunft zurückgehalten wird. Aber wo gibt es sowas nicht? In Whitehorse.

Wie ihr seht, kann man mit einer einzigen Holzkiste viel Spaß haben. Wer hat sich noch mal um die Grizzlys gesorgt? Wirklich, wenn wir eine Alternative für unser Boot, die Solaranlage und die Peli-Kisten hätten, wir würden sie wählen. In diesen Tagen sind wir aber dabei, uns eine Lösung 2.0 zu schneidern. Einige Ideen haben wir schon. Die Suche erinnert allerdings ein wenig an Mikado: Funktioniert die Regelung an einem einzigen Ort nicht, fällt das gesamte Gebilde in sich zusammen. Gottseidank helfen uns neben Bekannten und Freunden auch Speditionen wie Texim und Matco.

Den Standardsatz schlechthin allerdings, den wir ansonsten bei vielen Anfragen hören, lautet: „Also diesen Fall hatten wir jetzt so auch noch nicht.“

 

SYMBOLFOTO: MARK AHSMANN, CC-BY-SA 3.0

 
 

Abstract: Customs and freight handling are slowly getting an issue. Shipping the crate with our equipment just in time from Germany to Whitehorse turns out to be even more difficult than expected. Especially the customs clearance is a source of problems as it has to be done by person. Apart from that, re-importing the crate from the US to Canada is nearly impossible. Therefore, we are busily working on a solution 2.0. And we’ll find one.